§ 3. Christus der Hohepriester.
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von den jüdischen Obern zu leiden. Und nun nahte die
Zeit seiner tiefsten Erniedrigung.
Vorher aber fällt noch der Schleier ganz weg, der
auf Erden seine göttliche Gestalt (Phil. 2, 6.) umhüllte;
freilich nur auf einen Augenblick und vor einigen seiner
Jünger. Er führte Petrum, Jakobum d. Ae. und Johannem
mit sich auf einen hohen Berg (wahrscheinlich war es der
Hermon), und da wurde er verklärt vor ihnen. Sein
Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider waren
lichtweiß. Und zwei Bewohner der obern Welt, Moses
und Elias, erschienen bei ihm und redeten mit ihm. Ein
unaussprechlich seliges Gefühl durchzog die Herzen der
Jünger; Petrus sprach: Herr, hier ist gut sein, willst du,
so wollen wir Hütten machen! In dem überschattete sie
eine lichte Wolke und eine Stimme aus ihr sprach: Das
ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören! Bei dieser
Stimme fielen die Jünger auf ihr Angesicht und erschrocken
sehr. Als sie aber, von Jesus angerührt und augeredet,
wieder aufblickten, sahen sie sich mit ihm wieder allein,
und das himmlische Gesichte war vorüber; doch nicht in
ihren Seelen.
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Christus der Hohepriester.
Nachdem Jesus drei Jahre laug als Prophet gewirkt,
sollte er sein Heilswerk als H o h erpr i est er der Mensch¬
heit vollenden. Er gieng mit seinen Jüngern zum jüdischen
Oster- oder Passahfeste hinauf nach Jerusalem, I. 34;
und wie er im Geist erkannte, daß die Zeit seines Ab¬
schiedes vorhanden sei, so sagte er ihnen unterwegs, daß
nun vollendet werden müsse, was die Propheten des A.
T. von seinem Ausgange geweissagt hätten (Ps. 22. Jes. 53);
er werde in die Hände der Heiden geliefert, verspottet,
geschmäht und verspeit, gegeißelt und getödtet werden,
aber am dritten Tage wieder auferstehen/ Er sah seinen
ganzen Kampf voraus; aus freier Liebe zu unserem
ewigen Heile gieng er hinein.