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Vili. Dns Papstthum.
im Gerüche der Freigeisterei und über seine Auslassungen
gegen die üppige, liederliche Geistlichkeit, die ihnen ein
Angriff auf den heil. Priesterstand überhaupt
dünkten, erschracken die Fürsten. Darum richtete er mit
seiner Aufforderung nichts aus. Doch suchte der fromme
König Ludwig IX. von Frankreich zwischen ihm und
dem Papste zu vermitteln. Allein Letzterer wollte sich
auf nichts einlassen, bevor nicht Friedrich und sein
(zweiter) Sohn Kon rad, den er statt seines rebellischen
Heinrichs hatte zu seinem Nachfolger und einstweiligen
Stellvertreter in Deutschland wählen lassen, aller Re¬
gierung entsagt hätten.
So wüthete der furchtbare Kampf zwischen den beiden
höchsten Häuptern der Christenheit fort. Zu seiner kräf¬
tigen Führung setzte der Papst Himmel und Erde in
Bewegung. Er wiegelte ohn' Unterlaß durch Briefe,
Legaten und Bettelmönche Italiener und Deutsche gegen
Friedrich auf; er ertheilte allen, die wider ihn
ziehen würde», Ablaß von ihren Sünden; auch
suchte er die Anhänger des Kaisers durch Geldbestechun¬
gen zum Abfalle von ihm zu verleiten.
Das durch seinen Machtspruch erledigte Kaisertbum
bot er förmlich aus. Doch zeigte unter den deutschen
Fürsten niemand Lust dazu. Endlich ließ sich der Land¬
graf Heinrich Raspe von Thüringen zur Annahme
bewegen, welcher, weil nur von Geistlichen gewählt, der
„Pfaffenköuig" genannt wurde. Der Reichsregent Kon¬
rad schlug ihn aber, daß er verwundet stoh. Nach seinem
bald darauf erfolgten Tode ließ sich noch der junge
Graf Wilhelm von Holland bethören, „die ent¬
würdigte Krone" aus der Hand etlicher Prälaten anzu¬
nehmen. Der Papst unterstützte ihn, wie schon den vori¬
gen, ntit einer großen, in allen Landen erpreßten Geld¬
summe zur Ausrüstung eines mächtigen Heeres, und da
nun auch das deutsche Volk durch die überall geschäftigen
Bettelprediger mehr und mehr „gegen die ketzerischen