§ 4. Der Hussitenkrieg.
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lichen Böhmen erbaut hatten; diese wollten die ganze
römisch-katholische Kirche mit Feuer und Schwert ver¬
tilgen; sie hielten sich für „das anserwählte Gottesvolk",
das berufen sei, die Falschgläubigen als die „Kanaaniter,
Moabiter, Philister rc." ans dem heiligen Lande der
Kirche Christi auszutreiben und auszurotten. Diese
Schwärmer und Fanatiker, an deren Spitze eben jener
Ziska stand, haben allerdings abscheuliche Gräuel
an den Römischkatholischen verübt, viele Priester derselben
als ein Racheopfer für Hnß in Pechtonnen verbrannt rc.
und namentlich mit Mord und Flammen gegen Klöster
und Kloster!ente gewüthet. Allein die Gegenpartei
hat ihnen Gleiches mit Gleichem vergolten, wo sie konnte,
wie denn einstmals die Bergleute in Kuttenberg 1600
Hussiten in die Tiefe eines alten Schachtes lebendig
hinunterstürzten.
Die unter sich selbst getrennten Hussiten vereinigten
sich doch jedesmal bei Angriffen von außen, und dann
war Ziska der gemeinschaftliche, gewaltige und sieghafte
Führer. Derselbe verlor auch sein anderes Auge; aber
seine völlige Blindheit verhinderte ihn nicht, mit gleicher
Tapferkeit und Sicherheit den Kampf zu ordnen und zu
leiten. Mit zwei neuen starkeg Heeren brach Siegmuud
nach Böhmen herein, — das eine ward bei Sa atz zer¬
streut, 1421, das andere bei Deutschbrod geschlagen,
1422; beide mußten mit großem Schimpf und Verluste
das Land verlassen. Ziska blieb der Schrecken der Feinde
bis zu seinem Tode, 1424.
Nach ihm ragte besonders Prokop der Größere,
ein gewesener Mönch, als Feldherr der Hussiten hervor.
Diese kämpften mit gleichem Ungestüm und Glücke fort.
Sie schlugen nicht nur abermals gegen sie anrückende
feindliche Heere, sondern drangen auch siegreich in die
Nachbarländer, Schlesien, Sachsen rc. ein. In den steten
Kriegen wurden sie aber immer wilder und fürchterlich
hausten sie allenthalben, wo sie hinkamen; in dem Einen
Jahre 1430 sollen sie 100 Städte und 1400 Dörfer