seit dem Wormser Reichstage. 
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sung einer Widerlegung jenes Bekenntnisses, aber schon bald 
erschien dagegen von Melanchthon eine Apologie desselben und 
der ganze AusMuungsversuch seheiterte. Unter diesen Umstän¬ 
den beschloß de^Kaiser mit Ernst aufzutreten, bewilligte jedoch 
den protestantischen Ständen noch eine Bedenkzeit zur Rückkehr 
zum alten Glauben, verbot ihnen aber während dieser Zeit j?de 
Neuerung und jede Verbindung mit den Zwingliancrn. Letz- 
Irre hatten gleichfalls dem Reichstage ihr Glaubensbekenntnis 
die Confessio tc»Irnpolitana, eingeschickt, waren jedoch zum 
gebührenden Gehorsam verwiesen. Am 19. November wurde 
endlich der Neichsabschied publicirt. welcher mit Verwerfung der 
Augsburger Consession bis zu einem allgemeinen Coneil, worauf 
die kirchlicl)en Angelegenheiten geordnet würden, unbedingte 
Rückkehr zum Katholieismus forderte. Der Grund für die Nicht¬ 
verwirklichung dieses Abschieds lag in benr Mangel an materiel¬ 
len Mitteln zur Durchführung desselben vop Seiten des Kaisers. 
Derselbe sah sich auch jetzt wieder zur Nachgiebigkeit genöthigt, 
zumal da noch zwei andere Punkte von Wichtigkeit für ihn zu 
erledigen waren. Einerseits hatte er nämlich die Reichsstände 
um Hülfe gegen die Türken anzusprechen, anderseits suchte er 
die Kurfürsten für die Erwählung seines Bruders Ferdinand 
zum römischen Könige zu gewinnen. Letztere AngelegenheitWahl Fer- 
wurde trotz der Protestation des Kurfürsten von Sachsen glück-^"^.^'" 
lich erledigt, dagegen die Reichshülfe gegen die Oesterreich be- 
drohenden Türken von den protestantischen Ständen verweigert. 
Diese vereinigten sich auch in dem Bündnisse zu Schmal- Blind,,iß 
kalden 153! zu gegenseitiger Unterstützung gegen das in ^Schnnü- 
Folge des Augsburger Reichsabschieds beginnende Einschrei-^denu'östl 
ten des Reichskammergerichts; doch verfolgte der Bund nicht 
allein religiöse Zwecke, sondern wnrde schon bald zu einer 
politischen Vereinigung, indem von den katholischen Fürsten 
die bairischen Herzöge Wilhelm und Ludwig, welche über 
die Erhebung Ferdinands zum römischen Kaiser mißgestimmt 
waren, ihren Beitritt erklärten, und die Verbündeten auch Un¬ 
terhandlungen mit dem französischen Könige, mit Heinrich VIII. 
von England, mit den Dänen, Ungarn und selbst mit den Tür¬ 
ken anknüpften. Bei dieser Lage der Dinge suchte der Kaiser, 
wenn er nur die Anerkennung seines Bruders und Hülfe ge- 
gen die Türken erlangte, mit Aufgeben aller andern Forderun¬ 
gen die Wiederherstellung des inner» Friedens zu bewirken und 
gestattete im ersten Religionsfrieden zu Nürnberg I532. 
eine vorläufige Duldung der Andersgläubigen. Hiermit waren biürnbfr'a” 
also die Bestimmungen des Wormser Ediets und des Augsbur- 1532. 
ger Reichsabschieds außer Kraft erklärt.
	        
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