76 IV- AkUcste Geschichte von andern Völkern und Ländern.
ist Ein höchster Gott, Brahm, der sich aber dreifach
offenbart als Brahma, Wischnu und Siwa; daher
er auch mit drei Gesichtern abgebildet wird. Der Wischnu
ist schon acht oder neun Mal als Mensch auf die Erde
gekommen und wird noch zum zehnten Mal erscheinen.
Nach diesen Dreien gibt es noch acht Untergötter, deren
vornehmster der Indra, der Gott oes Himmels ist.
Ihnen folgen noch viele niedrigere Götter. Zuerst schuf
Brabma — oder besser gesagt: er ließ aus sich herausgehen
•— nur eine Welt von Geistern, die alle im rei¬
nen Aether wohnten. Einer der hohen seligen Geister
fiel aber aus Neid über Brahma's Macht und Herrlich¬
keit von ihm ab, und verführte auch viele andere Geister
zum Ungehorsam gegen den Ewigen. Nun erst schuf
Brahma die sichtbare Welt, um die abgefalle¬
nen Geister dahin ei nz n bannen, daß sie darin ge¬
straft, geläutert und erneuert würden. Auch der Mensch
war zuerst, also schon vor diesem Erdenleben, als reiner
Geist vorhanden und lebt im Körper nur zur Strafe
für seine im früberen Daseyn verübten Sünden. Der
Leib kehrt beim Tod in die irdischen Elemente zurück;
die Seele aber, wenn sie sich durch Weisheit, Tugend,
Heldenthaten und Büßungen dazu tüchtig gemacht hat,
geht nach oben durch die leuchtenden Gestirne hindurch
in das himmlische Reich des Indra, wo sie, selbst in
Sterulicht gekleidet, wieder selig lebt. Die lasterhafte
Seele muß jedoch nach ihres Leibes Absterben in einigen
Fegfeuern büßen und dann noch durch verschiedene Thiere
und Pfianzen den Zückitigungs- und Läuterungsgang ma¬
chen sSeelenwanderung), bis auch sie fähig ist, nach oben
zu steigen. Nach 432,000 Jabren wird alles Böse ver¬
tilgt werden und die ganze Körperwelt im Feuer
untergehen. Zuletzt'fließt alles, was da ist, ganz und
gar in die Gottheit, aus der es geflosien, wieder zurück,
wie das Wasser alles in's Meer; und darin besteht eben
die höchste Seligkeit.
Das ist die Religion der alten Inder; und weil die