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speist. Die Hofbedicnten waren wie das Heer in Abtheilungen von
Zehen und Hunderten eingetheilt und hießen die Freunde, die Ver¬
wandten und die Knechte des Königs. Der Name Verwandte des
Königs scheint daher zu kommen, daß der Hof der persischen Herr¬
scher sich ursprünglich aus dem herrschenden Stamme der Pasar¬
gaden und der Familie der Achämenidcn gebildet hatte.
Die Tafel des Königs war nach einem genau bestimmten Cere-
moniel eingerichtet und wurde mit den ausgesuchtesten Speisen be¬
setzt. Als Herr und Eigenthümer des ganzen Reiches durfte er nur
das Beste und Köstlichste genießen, was von Speisen und Geträn¬
ken gefunden werden konnte. Er trank kein anderes Wasser, als
aus dem bei Susa vorbeiströmenden Choaspes, das ihm daher auf
seinen Reisen auf einer Menge Wagen in silbernen Gefäßen nach¬
geführt wurde; das Salz auf seinem Tische mußte von Ammonium
aus der afrikanischen Wüste, sein Wein von Chalybon in Syrien,
der Weizen zu seinem Brote aus Aeolien sein. Daher war es
Sitte, daß dem persischen Könige, wenn er durch eine Provinz zog,
das Beste von den Früchten des Landes angeboten wurde. Die
Reisen der Könige mit dem unermeßlichen Gefolge glichen großen
Heereszügen, und die ärmeren Provinzen des Reiches mußten von
der Durchreise verschont bleiben, weil sie sonst einer Hungersnoth
würden ausgesetzt gewesen sein. Die Könige wechselten ihren Aufent¬
halt nach den Jahreszeiten; den Frühling brachten sie in Susa, den
Sommer in dem kühlen Ekbatana und den Winter in dem heißen
Babylon zu. Der Palast des Königs führte bereits bei den Per¬
sern den Namen des Thors oder der Pforte, welchen er noch jetzt
in Konstantinopel hat. In allen Theilen des Reiches lagen könig¬
liche Jagdschlösser mit großen Parkanlagen oder sogenannten Para¬
diesen, welche theils zur Obstzucht bestimmt, theils Thiergärten wa¬
ren, wo Wild gehegt und gejagt wurde. Sie nahmen oft ganze
Landschaften ein und waren groß genug, um Heere in ihnen zu
mustern und Jagden anzustellen. Denn zu den Vergnügungen der
persischen Könige gehörten auch große Jagden, welche als Vorübun¬
gen zum Kriege ihrer am meisten würdig gehalten wurden.
Die Ueppigkeit der Könige zeigte sich in ihrem Harem; die
.Einrichtung desselben war ganz dieselbe, wie noch jetzt bei den orien¬
talischen Völkern. Außer den eigentlichen Gemahlinnen, denen zur
Bestreitung ihres Putzes die Einkünfte ganzer Städte und Gegen¬
den angewiesen waren, hatte der König eine große Zahl von Bei¬
schläferinnen, welche in dem ganzen Reiche ausgesucht wurden. Die
eigentlichen Gemahlinnen hatten das Diadem und anderen Schmuck;
ihre Lebensart war aber in der Regel eben so eingeschränkt als die
der Beischläferinnen. Haß und Verfolgungsgeist erreichten auch in
dem persischen Harem einen Grad, der alle Einbildung übersteigt.
Die Verschnittenen, welche die Aufsicht im Harem führten, und die
Weiber umgaben zunächst die Person des Königs und verschafften
sich dadurch leicht einen Einfluß, welcher bei schwachen Fürsten in
eine Art von Vormundschaft ausartete. In dem Harem wurden
die Könige an Leib und Seele verdorben; hier war der Schauplatz
der Ränke der Weiber und der sie bewachenden Verschnittenen; hier
wurden zum Unglücke des Reiches oft die wichtigsten Angelegen-