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Wichtigkeit
der griechi¬
schen Ge¬
schichte.
Verzüge Su-
ropa's.
haben, sonst hatte der Despotismus nicht so viele willige Werk¬
zeuge für seine Ungerechtigkeiten und Gelüste gefunden.
Die schönen Länder vom Indus bis an das Mittelmeer sind
in den drittbalb Jahrtausenden, seit ihrer Unterwerfung durch die
Perser, immer tiefer gesunken, sie sind aus einer Eroberer-Hand in
die andere übergegangen und auf ihrem Boden ist jedes geistige Leben
einer stumpfsinnigen Barbarei gewichen. Nur einzelne Landschaften
haben hin und wieder noch eine kurze Blüthezeit gehabt.
Geschichte der Griechen.
Die griechische Geschichte ist von großer Wichtigkeit und Bedeu¬
tung. Durch die Griechen wurde der Mittelpunkt der Weltbegebenhei¬
ten von Asten nach Europa verlegt. Als die Griechen sich erhoben,
herrschte zwar bei den nördlichen und westlichen Völkern Freiheits¬
liebe und kriegerischer Muth, aber auch Mangel an Bildung und
Gesittung; die orientalischen Völker waren zwar längst schon aus
dem Stande der Rohheit herausgetreten und hatten Wissenschaften,
Künste und viele Elemente eines besseren äußeren Lebens entwickelt,
allein sie waren auch in geistige Einseitigkeit gerathen, moralisch
entartet und ein Opfer der Despotie geworden. Der orientalische
Theil der Menschheit fiel gleichsam in den Zustand der Erstarrung
und verlor dadurch, fast für alle späteren Zeiten, jeden bedeuten¬
deren, über seinen nächsten Kreis hinausgehenden Einfluß. Nur
zwei Völker des Orients, die Juden und die Araber, erhielten in
späteren Zeiten eine bleibende Wichtigkeit für das gesammte Men¬
schengeschlecht. Die Griechen eröffneten eine neue Bahn der Ent¬
wickelung und durch sie trat der im Menschengeist lebende und durch
eine Reihe von Völkern sich fortentwickelnde Geist in eine neue Pe¬
riode seiner Gestaltung und Wirksamkeit. Bis zur Gegenwart be¬
ruht die rein geistige Entwickelung der civilisirten Welt ebenso vor¬
zugsweise auf Griechenland, wie die religiöse auf Palästina.
Von der Geschichte fast aller orientalischen Reiche sind gleichsam
nur wenige Blätter noch vorhanden, die Sagen aus Sagen ent¬
halten, Bruchstücke der Geschichte, einen Traum von der Vorwelt.
Bei Griechenland klärt sich der Morgen auf. Wir freuen uns also,
daß wir endlich zu einem Volke gelangen, dessen Ursprung zwar
auch im Dunkel begraben, dessen erste Zeiten ungewiß, dessen schönste
Werke sowohl der Kunst als der Schrift größtenteils auch von der
Wuth der Völker oder vom Moder der Zeit vernichtet sind, von
dem aber dennoch herrliche Denkmale zu uns reden.
Eine schwer zu erklärende Erscheinung ist die Ueberlegenheit
Europa's über die anderen Theile unserer Erde. An Menge, Man-