Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

Pelañgkl. 
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I. Die mythische Geschichte der Griechen bis zur dorischen 
Wanderung. 
a) Griechenlands älteste Zeiten. 
Die ältesten Zeiten Griechenlands, namentlich die Sagen von 
beu ältesten Bewohnern des Landes sind in ein mythisches Dunkel 
gehüllt. Schon die Beschaffenheit des griechischen Bodens bewirkte 
die Trennung in eine Anzahl kleiner unabhängiger Völkerschaften. 
Mag auch die Aehnlichkeit der Sprache auf eine gemeinsame Ab¬ 
stammung der meisten derselben hinweisen, so fällt dieselbe doch weit 
über die Grenze der geschichtlichen Erinnerung. Als das ausge¬ 
dehnteste und bedeutendste Volk der griechischen Vorzeit werden die 
Pelasger genannt,- ihr Name ist aber ein sehr vieldeutiger, und sie 
erscheinen an sehr verschiedenen Orten und in sehr verschiedenen Be¬ 
ziehungen. Auch werden neben ihnen viele andere Völker genannt, 
deren Verwandtschaft mit ihnen oder unter einander sich nicht be¬ 
stimmen läßt. Viele Schriftsteller des Alterthums erwähnen die Pe¬ 
lasger, allein die Nachrichten lauten so widersprechend, daß die Pe¬ 
lasger bald als ein Urvolk auf dem Boden Griechenlands erscheinen, 
bald als ein eingewandertes, bald als ein seßhaftes, bald als ein unter- 
unglücklichen Verhältnissen umherziehendes, bald als ein wildes und 
rohes, bald als ein kultivirtes. Pelasger wohnten vor Alters be¬ 
sonders in dem Peloponnes und in Thessalien, aber auch in dem 
mittleren Hellas und in Epirns, sowie auf mehreren nahen Inseln, 
auch außerhalb der griechischen Lande nach Morgen und Abend hin, 
im westlichen Kleinasien und Italien. Fast übereinstimmend erklären 
die Schriftsteller die peloponnesischeu Pelasger für Autochthonen; die 
Arkadier, welche auch Pelasger waren , nannten sie vor dem Monde 
dagewesene Menschen. In Arkadien hatte die schwarze Erde den 
göttergleichen Pelasgus erzeugt, den mythischen Ahnherrn des Volkes, 
der eben nur das Volk selbst, dessen ursprüngliches Dasein in Ar¬ 
kadien bedeutet. Nach einer anderen Sage kam Pelasgus nach Ar¬ 
kadien und gewöhnte das Volk an Sittsamkeit und Arbeit. Er 
lehrte die Arkadier Hütten bauen, Röcke aus Schweinsleder verfer¬ 
tigen und Eicheln anstatt schädlicher Kräuter essen. Es werden 
noch andere Heroen dieses Namens angeführt, die gleichfalls Per¬ 
sonifikationen pelasgischer Stämme in anderen Gegenden sind. Ein 
Sohn des arkadischen Pelasgus heißt Lykaon, er soll Lykosura er¬ 
baut haben, „die älteste Stadt auf dem Festlande wie auf den In¬ 
seln, vor der die Sonne keine gesehen, von der die übrigen Men¬ 
schen Städte bauen lernten." Auch in Argolis wohnten zuerst Pe¬ 
lasger, und hier soll Jnachus, der Sohn des Okeanos und Vater 
der in den Fabeln berühmten Jo, der erste König gewesen sein. 
Sein Sohn heißt Aegialeus, einer seiner Enkel Apis, in denen nur 
zwei uralte Ländernamen, Apia des ganzen Peloponnes, Aegialea 
seines nördlichen Theiles, personificirt sind, wie es in des Apis 
Sohn Argos mit der gleichnamigen Stadt der Fall ist. Der Name 
des Jnachus wurde auch sprichwörtlich gebraucht, um eine uralte 
Zeit zu bezeichnen. 
Alles dieses weist darauf hin, daß die Pelasger den späteren 
Griechen als ein in Griechenland einheimisches, oder wenigstens in
	        
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