Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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Der erste 
mefsemsche 
Krieg. 
was den Staat betraf, die religiösen Gebräuche, Opfer und Chöre; 
besonders aber das gesellige Zusammenleben in den Leschen. Jede 
kleine Gemeinde hatte ihre Lesche; hier saßen besonders die älteren 
Leute beisammen, zur Winterszeit .um den wärmenden Heerd, in 
behaglicher Ruhe und gemüthlicher Stimmung; die Achtung vor 
dem Alter gab der Unterhaltung einen angemessenen Gang. 
Der dorische Charakter zeigt vorherrschend das Streben nach 
der Einheit im Ganzen. Jeder soll genau innerhalb der Schran¬ 
ken bleiben, die ihm die höhere Ordnung des Ganzen vorschreibt. 
Das Ganze, in sich gegliedert, soll nach Außen geschlossen sein und 
seine Befriedigung in sich selbst finden. Die Dorier haben wenig 
Neigung von anderen etwas anzunehmen und sich anzuschließen, 
dagegen das Streben sich abzuschließen. Daher das Harte und 
Schroffe und das Kampfrüstige in der dorischen Natur. Wie der 
Dorier nicht das Bedürfniß hatte zu empfangen, so hatte er auch 
nicht das sich mitzutheilen. Der Geist des Doriers strebt sich zu 
koncentriren und innerlich zu sammeln; der Ausdruck bricht wie 
Funken aus der Tiefe des Gemüths; daher die herrschende Wort¬ 
kürze und das Siunschwere der Rede. Das Bestreben sich abzu¬ 
schließen zeigt sich ferner in der treusten Anhänglichkeit an der 
Väter Brauch und Sitte, an den bestehenden Zuständen. Mit dem 
Streben nach Einheit im Ganzen ist der Sinn für das Maß ver¬ 
wandt. Die dorische Sitte befiehlt Maßhaltung in jeglichem Thun; 
darin besteht die Sophrosyue. Der dorische Sinn will überall eine 
reine und klare Harmonie; das Schrankenlose und Endlose ist ihm 
zuwider. Der Dorier hängt mit Freude an dem Dasein, sein Blick 
ist mehr auf die Vergangenheit als auf die Zukunft gerichtet. Die 
Befriedigung des Daseins verdrängt die Sehnsucht, und das Ver¬ 
trauen auf die Gottheit die weiche Klage. Der ganze dorische Volks¬ 
stamm hat den Charakter der Männlichkeit, der Selbständigkeit und 
der gebändigten Kraft. 
Der dorische Stammgeist und die alte Sitte ist am strengsten 
in Sparta bewahrt worden. Das Leben war in Sparta in alter 
Zeit ein mannigfaltiges, heitres und nicht anmuthloses; später aber 
erstarrte die alte Sitte, und die Abgeschlossenheit wurde zur Ver¬ 
schlossenheit und Verschlagenheit. 
Der durch Lykurgs Gesetzgebung neuerweckte und gestärkte krie¬ 
gerische Geist der Spartaner äußerte sich zunächst durch gänzliche 
Bezwingung der noch übrigen, nicht unterworfenen achäischen Ein¬ 
wohner von Lakonien. Dann wurden nach zwei Kriegen die frucht¬ 
baren Gefilde des benachbarten Messenien mit dem Gebiete von 
Sparta verbunden. Die Geschichte dieser Kriege hat sich lange Zeit 
nur als Sage im Munde des Volkes fortgepfianzt und ist erst von 
sehr späten Schriftstellern aufgeschrieben worden. Daher stehen nur 
die beiden Kriege und ihr endlicher Ausgang geschichtlich fest, wäh¬ 
rend sich in der Erzählung der einzelnen Ereignisse das Geschicht¬ 
liche nicht mehr von der Ausschmückung der Sage absondern läßt. 
Der erste messemsche Krieg dauerte neunzehn Jahre, von 743 
bis 724 vor Chr.; Grenzstreitigkeiten und gegenseitige Neckereien 
der Grenzbewohner gaben die Veranlassung dazu. Die Spartaner
	        
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