Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

298 
wesen waren. Cyrus wies sie aber zürnend zurück, weil sie sich 
früher geweigert hatten, auf seine Aufforderung von Krösus abzu¬ 
fallen. Nur den Milesiern gewährte er durch ein Bündniß mildere 
Bedingungen der Unterthänigkeit. Die übrigen Ionier rüsteten sich 
nothgedruugen zum Kriege und baten durch Gesandte die Spartaner 
um Beistand. Diesen gewährten jedoch die Spartaner nicht; sie 
sandten aber ein Schiff nach Phokäa und ließen den Cyrus auffor¬ 
dern, keiner Stadt des hellenischen Landes ein Leid zuzufügen, da 
sie das nicht ruhig mit ansehen würden. Dem Herolde soll Cyrus 
geantwortet haben: wenn er gesund bleibe, werde die Spartaner 
bald das Schicksal der Ionier treffen. Von seinen Feldherrn ließ 
nun Cyrus die griechischen Städte in Kleinasien unterwerfen, und 
alle, mit Ausnahme von Phokäa und Teos (siehe S. 148), wur¬ 
den ihm unierthänig. Die kleinasiatischen Griechen blieben auch un¬ 
ter den folgenden Königen der Perser in Abhängigkeit und mußten 
zu den Kriegen derselben Hülfstruppen stellen. Als auf dem Zuge 
des Darius gegen die Scythen diese die zur Bewachung der Donau- 
Brücke zurückgelassenen Griechen aufforderten, die Brücke abzubrechen 
und so durch Vernichtung des Darrus sich die Freiheit zu erringen, 
trug Histiäus, persischer Statthalter in seiner Vaterstadt Milet, am 
meisten dazu bei, daß die Brücke erhalten und Darius auf seinem 
Rückzüge gerettet wurde. Zum Danke für diesen Dienst erhielt 
Histiäus einen Landstrich in Thracien am Strymon und legte daselbst 
eine griechische Kolonie an. Als Megabazus von seinem Kriegszuge 
zurückkehrte (siehe S. 153), wurde der Bau schon eifrig betrieben, 
und der persische Feldherr warnte den König, einen so mächtigen 
und klugen Griechen keine Stadt in Thracien bauen zu lassen, wo 
es Holz zum Schiffsbau im Ueberfluß und Silberbergwerke gebe, 
und wo eine Menge Griechen und Barbaren wohnten. Leicht könne 
eine solche Stadt unter einem klugen Herrscher dem Könige gefähr¬ 
lich werden. Auf den Rath des Megabazus rief Darius den Histiäus 
zu sich nach Susa und behielt ihn unter dem ehrenvollen Vorwände 
bei- sich, er wünsche einen so verdienten und verständigen Mann um 
sich zu haben. Statt des Histiäus wurde nun dessen Schwiegersohn 
Aristagoras Statthalter von Milet. Ohngefähr zehn Jahre waren 
seitdem unter der milden persischen Oberherrschaft den Ioniern dahin¬ 
gegangen, und ihre Städte gediehen und blühten; da brach neues 
Unheil herein. Einige von der Volkspartei vertriebene reiche Naxier 
kamen nach Milet und baten Aristagoras, sie in ihre Heimath zu¬ 
rückzuführen. Aristagoras hoffte durch Erfüllung dieser Bitte auch 
Herr der Insel Naxos zu werden und gewann den Artaphernes, 
den Statthalter von Kleinasien, und durch diesen den Darius für das 
Unternehmen, Naxos, die übrigen Cykladen und Euböa zu unter¬ 
werfen. Eine Flotte von 200 Schiffen und ein bedeutendes Heer 
wurde ausgerüstet und holte von Milet den Aristagoras und jcin 
Heer und die vertriebenen Naxier ab. Unterwegs veruneinigten sich 
aber Aristagoras und der persische Feldherr Megabates; der letztere 
verrieth den Nariern den drohenden Angriff und das ganze Unter¬ 
nehmen scheiterte. Aristagoras fürchtete wegen der großen Kosten 
des verunglückten Kriegszuges und durch die Verleumdungeu des 
Megabates seine Herrschaft über Milet zu verlieren und sann auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.