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Forderungen machten. Auch verweigerten die Athener die Rückgabe
der Schiffe unter dem Vorwcmde, der Waffenstillstand sei nicht genau
gehalten worden. Es begann nun der Kampf bei Pylus von neuem.
Die Athener schlossen Sphakleria mit ihrer Flotte von siebzig Schif¬
fen ein, wahrend ein ansehnliches spartanisches Landheer die Festung
bei Pylus bedrängte, und die Besatzung Mangel an Lebensmitteln
und Wasser zu leiden begann. Auch gelang es den Spartanern durch
kecke Schiffer und Taucher einige Lebensmittel auf die Insel zu bringen.
Die Einschließung von Sphakteria zog sich deshalb in die Länge,
und Kleon warf in der athenischen Volksversammlung den Feldherrn
Feigheit und Ungeschicklichkeit vor; er erklärte, es wäre ein Leich¬
tes sich der Spartaner auf Sphakleria zu bemächtigen. Nietas,
einer der Feldherrn, welcher in der Volksversammlung anwesend
war, rief ihm zu, wenn er die Sache besser verstehe, möge er den
Oberbefehl übernehmen und den Versuch machen. Zwar suchte
Kleon nun auszuweichen, aber je mehr er sich weigerte, desto hefti¬
ger drang das Volk in ihn, und er mußte endlich nachgeben. Ohne
aus seiner Nolle zu fallen, rief er prahlend und unter dem Geläch¬
ter des Volkes, er werde binnen zwanzig Tagen die Spartaner
entweder niederhauen oder gefangen nach Athen bringen. Er fuhr
nun nach Pylus ab. Der Zufall war ihm günstig. Ein Brand
hatte bereits einen großen Theil des Waldes auf Sphakteria zer¬
stört, welcher die Schutzwehr der dortigen Spartaner bildete, und
der von ihm in Verbindung mit Demosthenes unternommene An¬
griff auf die Insel gelang. Die noch übrigen 292 Spartaner und
darunter 120 Spartiaten aus den vornehmsten Familien ergaben
sich und wurden von Kleon nach Athen gebracht. 425 v. Chr.
In Pylus siedelten die Athener Mcssenier aus Naupaktus an,
welche Lakonien beständig beunruhigten. Deshalb und um ihre
Landsleute aus der Gefangenschaft zu befreien, boten die Spartaner
den Frieden an; doch kam dieser wegen der übermäßigen Forderun¬
gen der Athener nicht zu Stande. Durch die Drohung, die ge¬
fangenen Spartaner zu töden, verhüteten die Athener jeden ferne¬
ren Einfall in ihr Gebiet. Sie verheerten die Küsten des Pelo¬
ponnes, besetzten die an der lakonischen Küste liegende Insel Cy-
thera, eroberten die Stadt Thyrea und schleppten die daselbst ange¬
siedelten Aegineten nach Athen. Dagegen ^scheiterte ein umsichtig
angelegter Plan, mit Hülfe der demokratischen Partei sich Böotiens
zu bemächtigen, und die Athener wurden bei Delium geschlagen
424 v. Chr. Auch räumten die athenischen Feldherrn Sicilien,
weil die dortigen Griechen Frieden schlossen. Noch weit empfind¬
lichere Verluste drohten den Athenern auf einer anderen Seite.
Der macedonische König Perdikkas und die von Athen abgefallenen
chalcidischen Städte baten die Spartaner um Hülfe, und diese
sandten unter Brasidas ein Heer nach Makedonien und Th racien.
Ehe Brasidas Sparta verließ, begingen die Spartaner eine
unerhörte Grausamkeit. Besorgt vor den Heloten machten sie be¬
kannt, daß diejenigen Heloten sich melden möchten, welche durch
Tapferkeit im Kriege sich die Freiheit verdienen wollten. Als 2000
Heloten sich meldeten, wurden sie, als ob sie für frei erklärt wären,