Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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mit Kränzen geschmückt in die Tempel geführt, aber dann in der 
Stille ums Leben gebracht. 
Brasidas zeichnete sich ebenso durch Tapferkeit als durch Recht¬ 
lichkeit, Klugheit und Freundlichkeit ans. Glücklich führte er sein 
Heer zu Lande nach Macedonien und entriß dort durch sein kluges 
Benehmen den Athenern viele Städte und gewann sie dem pelo- 
ponnesischen Bunde. Diese Verluste und die Niederlage bei Delium 
bewogen die Athener 423 auf ein Jahr einen Waffenstillstand mit 
den Spartanern zu schließen. Kleon war damit höchst unzufrieden, 
er schalt auf die Unfähigkeit der athenischen Feldherrn und brachte 
es durch seine Dreistigkeit dahin, daß er für das Jahr 422 zu 
einem der Strategen erwählt wurde. Mit 30 Schiffen und einem 
trefflichen Heere segelte er nach der Halbinsel Chalcidice. Anfangs 
war er so glücklich, einige Orte wieder zu erobern, aber bei Am- 
phipolis wurde er fast wider seinen Willen in eine Schlacht ver¬ 
wickelt und geschlagen. Kleon selbst wurde auf der Flucht gctödet 
und auch Brasidas bezahlte den Sieg mit seinem Leben. Durch 
den Tod dieser beiden Männer war in Sparta und Athen das 
Haupthinderniß des Friedens hinweggeräumt, und es gelang dem 
Nicias 421 v. Chr. zwischen beiden Staaten einen Frieden auf 
funzig Jahre zu Stande zu bringen. Die Hauptbedingungen dessel¬ 
ben waren, daß beide Staate alle Gefangenen und mit einigen 
Ausnahmen alle Eroberungen zurückgeben, die athenischen Bundes¬ 
genossen zwar Tribut zahlen, aber sonst von Athen unabhängig sein 
sollten. 
Nach dem Abschluß des Friedens begann Alcibiades seine poli¬ 
tische Laufbahn und brannte vor Begierde, die erste Rolle im Staate 
zu spielen. Er war von vornehmer Abkunft, ein Neffe des Peri- 
kles, der als Vormund seine Erziehung leitete; er war reich nnd 
schön, zeigte Anstand und Gewandtheit in allen seinen Bewegungen 
und gewann von früher Jugend an alle Herzen. Sein eifrigstes 
Streben war, Aufmerksamkeit nnd Bewunderung zu erregen, den 
Willen der Menschen zu lenken und zu beherrschen und überall der 
Erste zu sein. Seinen Lehrern bewies er Gehorsam und Wißbe¬ 
gier. Nur die Flöte wollte er nicht lernen, weil sie das Gesicht 
entstelle und man dazu nicht sprechen und singen könne. Schon 
den Knaben trieb aber das Streben, sich bemerklich zu machen, zu 
trotzigem und muthwilligem Betragen, bei dem Jüngling wurde die¬ 
ses immer rücksichtsloser, frecher, ausschweifender und zügelloser, je 
allgemeiner seine geistige Ueberlegenheit anerkannt, seiner Schönheit, 
seinem Reichthum und seinem Adel gehuldigt wurde. Seine außer¬ 
ordentlichen Anlagen und den edlen Grund seines Gemüthes er¬ 
kannte der weise und tugendhafte Sokrates, er würdigte ihn seiner 
Freundschaft und seiner Belehrung und erwarb sich zwar die innigste 
Anhänglichkeit und Achtung des Alcibiades, aber er vermochte nicht 
dessen Herz für das Rechte, Gute und Schöne wahrhaft zu begei¬ 
stern und ihn den Gefahren und Verführungen der Wollust und 
Schmeichelei zu- entziehen. Voo Potidäa rettete Sokrates dem 
Alcibiades das Leben, wie dieser wieder in der unglücklichen Schlacht 
bei Delium- der Retter des Sokrates wurde. Durch eine Heirath 
Alcibiades.
	        
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