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Das Kaiserreich^Chmü. 
In Peking. 
1. China steht an Großartigkeit der Bauten weit hinter vorder- und Hinterindien § 85 
zurück. 3m Gegensatz zu diesen tropischen Gebieten geht in China ein Zug von Nüchtern- 
heit durch das ganze Reich. Oas Land zu schützen durch das Riesenwerk der Großen 
Mauer, die gewaltigen Ströme durch Deiche zu bändigen, dem Land durch Ranäle 
das segensvolle Nah zuzuführen, um Nahrung für eine Menschenmenge von ZW 
bis 400 Millionen Menschen zu gewinnen: darin erschöpfte und erschöpft sich zur 
Hauptsache die Volkskraft, lvas man den Göttern an Bauten und Ehrenbezeigungen 
widmet, darf nicht allzuviel kosten! Ein völlig anderer Standpunkt als in Indien, wo 
das Volk stets bereit ist, sich das Mark aus den Rnochen saugen zu lassen, um die Götter 
durch Riesenbauten und durch Milliardenwerte an Kostbarkeiten zu verherrlichen! — 
Wir bieten hier ein paar Einzelschilderungen aus der Hauptstadt. 
2. Der Himmelstempel und die Himmelsopfer in Peking. Die heiligste Stätte 
Pekings und vielleicht ganz Ehinas ist der Himmelstempel. Er liegt an der Südmauer 
der Ehinesenstadt (s. Skizze ,2 § 84) in einem von uralten Bäumen beschatteten park, der 
an Grütze den Berliner Tiergarten noch erheblich übertrifft (fast Z00 gegen 
225 ha), und auf dessen grünen Matten die (Dpfertiere, hauptsächlich Rinder und Schafe, 
weiden (Hesse-lvartegg)^: „Während des größten Teiles des Zahres ist der heilige 
Tempelhain einsam und verlassen, das stillste Plätzchen des weiten chinesischen Reiches. 
Aber dreimal im Jahre, zur Zeit der Sommer- und lvintersolstitien2 und zu Beginn des 
1 Siehe Fußnote 2 zu § 64. 
2 Sommer- und Winteranfang. 
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