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wiederholten Aufenthalt daselbst genöthigt. Zunächst mußte er mit
Berengar und dessen Sohn Adelbert kämpfen, welche ihre verlorene
Macht wieder zu erlangen strebten. Auch der Papst, welcher sich
nur des einen Herrschers durch den anderen zu entledigen gesucht
hatte und dem Otto viel zu gewaltig in die Verhältnisse eingriff,
verband sich wieder mit Berengar's Partei. Da eine Gesandtschaft
der Römer von Johann's anstößigem und unkeuschem Wandel be¬
richtete, so berief der Kaiser ein Concilium von deutschen und ita¬
lienischen Bischöfen nach Rom, und dieses erklärte Johann XII.
für abgesetzt und erwählte einen neuen Papst, welcher den Namen
Leo VIII. annahm. Mehrere Male wurde Otto I. zur Anwendung
von Waffengewalt gegen die treulosen Römer gezwungen, und seine
Lage mitten unter den Italienern war oft höchst bedenklich. Er
setzte noch einen von den Römern erwählten Gegenpapst ab und
schickte ihn nach Hamburg in die Verbannung. Auch der Köuig
Berengar wurde als Gefangener nach Deutschland auf das feste
Schloß Bamberg geführt. Nach vierjähriger Abwesenheit von dem
Reiche kehrte der Kaiser 965 nach Deutschland zurück.
Von allen Mitgliedern seiner Familie, von vielen Fürsten und
der Herrlichkeit des Reiches umgeben feierte Otto I. in Ingelheim
ein großes Fest, bei welchem er sich sagen konnte, daß sein Ringen
nach Ruhm und Größe volle Befriedigung gefunden habe. Auf ei¬
ner dann nach Sachsen unternommenen Reise unterstützte er die da¬
mals gemachte Entdeckung der Sslberadern des Harzes. Diese Ent¬
deckung beförderte die Vermehrung des Wohlstandes und des bür¬
gerlichen Verkehrs. Wahrscheinlich schon vorher, aber erst im neun¬
ten Jahrhundert sind im Fichtelgebirge edle Metalle zu Tage geför¬
dert worden.
Neue Verwirrungen riefen Otto bald wieder nach Italien. Die
Römer hatten den Papst Johann XIII., Leo's Nachfolger, aus Rom
vertrieben. Otto zog 966 nach Rom, verhängte über die Römer
ein hartes Strafgericht und ließ seinen Sohn Otto II. von dem
Papste zum Mitregenten und Nachfolger im Kaiserthum krönen.
Um ganz Italien unter seinem Scepter zu vereinigen und den Glanz
seiner Regierung zu erhöhen, warb Otto I. für seinen Sohn Otto II.
um die oströmische Kaisertochter Theophania, welche die griechi¬
schen Provinzen Apulien und Kalabrien als Brautschatz mitbringen
sollte. Die Vermählung kam auch 972 zu Stande, jedoch ohne
daß die Streitpunkte mit dem griechischen Reiche dadurch erledigt
wurden.
Auch die Angelegenheiten des deutschen Vaterlandes verlor Otto
nicht aus den Augen. In den slawischen Provinzen gründete er
außer den bereits erwähnten Bisthümern zu Havelberg und
Brandenburg noch vier andere zu Merseburg, Zeitz, Meißen
und Posen und ordnete sie einem Erzbisthum unter, das er in
seinem geliebten, durch eine berühmte Domkirche verschönerten
Magdeburg errichtete. Als der mächtigste Herrscher seiner Zeit,
im Reich und im Ausland geehrt und gefürchtet und schon bei sei¬
nem Leben der Große genannt, endete Otto I. seine glänzende Lauf¬
bahn 973 zu Memleben und ward zu Magdeburg begraben.
Durch Otto war die Einheit des Reiches kräftig behauptet und
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