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den revolutionären Ideen Gehör geschenkt oder sonst mit den Franzosen
in nähere Berührung gekommen waren. Eine große Zahl intelligenter
und besonnener Männer sowie deren Frauen und Kinder wurden ge¬
fangen genommen und teils in Ketten für ein späteres Gericht aufbewahrt,
teils sogleich hingerichtet. Nelson scheute sich uicht, politische Gefangene
von Rang und Ansehen an den Mastbäumen seines Admiralschiffes
aufkuüpfeu zu lassen. Durch diese Grausamkeit einem lasterhaften Weibe
zu liebe hat er sein Leben und seinen Charakter mit einem unauslösch¬
lichen Schandflecken belastet. Bald darauf kehrte Ferdinand IV. mit
Gemahlin und Hofstaat ans Sieilien zurück und setzte das Rachewerk
mit derselben Grausamkeit fort. Die Blüte einer seinen geistigen Kul¬
tur, durch die Neapel sich auszeichnete, ist damals zu Grunde gegangen.
Mitten im Zusammenbruch der französischen Herrschaft über die
östlichen Länder stand Maffena in der Schweiz wie ein Fels im Meer.
Von den Österreichern im Süden (aus italienischer Seite und im Westen,
am Oberrhein) bedroht, bezog er mit dem Kern seiner Armee ein Lager
bei Zürich und sendete abgezweigte Corps unter tüchtigen Heerführern
nach den gefährdetsten Punkten der Grenze aus. Aber diese Vorposten
mußten zurückweichen, und die Österreicher rückten, von den Schweizern
allenthalben unterstützt, auf der Reußstraße und am Oberrheiu vor.
An der Teufelsbrücke wurde am 31. Mai nnd 1. Juni 1799 mit furcht¬
barer Erbitterung gekämpft, Erzherzog Karl ging von Schaffhauseu
aus gegen Zürich vor, so daß sich Massena hinter die Limmat zurück¬
ziehen mußte. Bald darauf kam ein russisches Heer unter Korsakow
von Süden her dem Erzherzog zu Hilse, und Suworow, der Furcht¬
bare, wurde erwartet. Den Alliierten schien der Weg nach Frankreich
offen zu fein. Aber Maffena wehrte sich wie ein Löwe. Seine Bor¬
truppen drängten die Österreicher aus dem Reuß- und Rhonethal und
erwarteten Suworow, um ihn wenigstens aufzuhalten, bis die Entschei¬
dung bei Zürich gefallen fei. Da plötzlich zog Erzherzog Karl, der sich
mit den Russen nicht vertragen konnte, nach dem Mittelrhein ab.
Maffena warf sich fofort auf Korfakow und die mit diesem vereinigten
Österreicher, umzingelte nach mehreren glücklichen Gefechten Zürich und
brachte den Russen vor und in dieser Stadt im Oktober 1799 eine
schwere Niederlage bei. Korfakow suchte über den Rhein zu entkommen.
Umsonst rückte nun Suworow von Bellinzona aus heran. Wieder
wurde bei der Teufelsbrücke und dem Urner Loche wütend gekämpft.
Unter fortwährenden Verlusten schlug sich Suworow bis Altorf durch,
dann wandte er sich östlich vom Vierwaldstätter See dem Schächenthal