Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Wassergeister 
und Haus¬ 
geister. 
stens den Menschen, fie fühlen fich nicht mehr behaglich und zie¬ 
hen fort. 
Zu den elbischen Wesen gehören auch die Wassergeister, die 
Wasserholden, welche jetzt Nix und Nixe genannt werden. Sie 
erscheinen selten in Gesellschaft, meistens allein; sie haben oft mensch¬ 
liche Größe, tragen einen grünen Hut und zeigen, wenn sie den 
Mund blecken, grüne Zähne. Oft haben sie gleich den Wasservögeln 
übergroße Füße. Die Gestalt der Nixe ist weniger schön, die der 
Nixen hingegen von zauberischer Schönheit. Diese erscheinen oft 
um Mittag auf den Wellen und wiegen und sonnen sich, während 
sie mit goldnem Kamm ihre langen Haare strählen. Weniger die 
Nixe, mehr die Nixen suchen den Umgang mit Menschen. Die letz¬ 
teren gehen oft ans Land, nur an dem nassen Kleidersaum oder dem 
Zipfel ihrer Schürze erkennbar, und mischen fich gern in die heite¬ 
ren Tänze der Dorfjugend. Sie lieben überhaupt wie die Elben 
Musik, Gesang und Tanz. Sie haben unter dem Wasser prächtige 
Wohnungen, in welchen sie ganz nach menschlicher Weise wirth¬ 
schaften. Auch die Wassergeister bedürfen wie die Elben bisweilen 
menschlichen Beistand. Oft bezeigen sie sich gegen die Menschen 
freundlich und hülfreich, bisweilen sind sie ihnen auch gefährlich. 
Die Nixen locken durch ihren Gesang schöne Jünglinge in die Tiefe, 
und der Nix stellt schönen Mädchen nach. Jedes Jahr fordert der 
Nix sein Opfer, und zwar gewöhnlich ein Menschenopfer. Die alte 
Opferzeit war um Johanni, und deshalb vermeidet man noch jetzt 
an diesem und den folgenden Tagen das Baden. Auch die Wasier- 
geister haben Kunde von den künftigen Dingen. 
Die Hausgeister stehen dem Menschen am nächsten; sie ge¬ 
sellen sich zu ihm und schlagen ihre Wohnung unter dessen Dach 
oder in dessen Gehöfte auf. Sie verkehren freundlich mit den Men¬ 
schen, sind ihnen hülfreich und haben Glück und Segen in ihrem 
Geleit. Die Hausgeister find nur männlich oder vielmehr geschlecht¬ 
los. Sie stehen in besonderer Beziehung zum Heerd, unter dem sie 
öfters hervorkommen und wo auch die Thür zu ihrer unterirdischen 
Wohnung zu sein scheint. Auch stellte man ihnen Gaben dahin, 
und zwar in die kleinen Nischen, welche man noch in Bauernhäusern 
und alten Häusern der Städte neben dem Heerde findet. Sie sind 
Heerdgötter und find den Penaten, den Laren der Römer gleich, 
wie auch ihre Namen in unserer alten Sprache beweisen: llüsinx 
oder »totiKot d. i. Geist der Stätte, ingoumo d. i. Hüter des inne¬ 
ren Hauses, ingeside d. i. Ingesinde, Hausgesinde. Andere trau¬ 
liche Namen sind: Gesell, Gutgesell, Nachbar, lieber Nachbar. Die 
Hausgeister sind klein wie ein zwei- bis dreijähriges Kind; sie tra¬ 
gen wie Zwerge und Nixen einen Hut, der aber bei ihnen spitz und 
roth wie ihre Haare ist. Bei allen häuslichen Geschäften zeigen sich 
die Hausgeister thätig und helfend, vorzüglich in Küche und Stall. 
Sie kehren und scheuern Hof, Haus und Küche, putzen das Geschirr, 
schüren das Feuer, besorgen das Vieh, melken und buttern, hacken 
und tragen Holz u. s. w. Besonders thätig sind sie, wenn bald 
Gäste kommen, was sie im voraus wissen, und richten alles auf den 
Empfang und Bewirthung derselben ein. Als Dank für seine Ar-
	        
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