Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

Häusel konnte nicht heraus. Uber er tröstete sein Schwesterchen 
und sprach: „weine nicht, (Bretel, und schlaf nur ruhig; der 
liebe Gott wird uns schon helfen!" 
Hm frühen Morgen kam die Frau und holte die Kinder 
aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen Brot, das war aber 
noch kleiner als das vorige Mal. Uuf dem Wege nach dem 
Wald bröckelte es Hansel in der Tasche, stand oft still und warf 
ein Bröcklein auf die Erde. „Hänsel, was stehst du und guckst 
dich um?" sagte der Vater, „geh deiner Wege!" „Ich sehe nach 
meinem Täubchen, das sitzt aus dem Dache und will mir Bde 
sagen," antwortete Hänsel. „Narr," sagte die Frau, „das ist 
dein Täubchen nicht; das ist die Morgensonne, die aus den 
Schornstein oben scheint." Hänsel aber warf nach und nach 
alle Bröcklein aus den weg. 
Die Frau führte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo 
sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren. Da ward wieder 
ein großes Feuer angemacht, und die Mutter sagte: „Bleibt 
nur da sitzen, ihr Kinder, und wenn ihr müde seid, könnt ihr 
ein wenig schlafen; wir gehen in den Wald und hauen Holz, 
und abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen euch 
ab." Uls es Mittag war, teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, 
der sein Stück auf den weg gestreut hatte. Dann schliefen 
sie ein, und der Übend verging; aber niemand kam zu den 
armen Kindern. Sie erwachten erst in der finstern Nacht, 
und Hänsel tröstete sein Schwesterchen und sagte: „wart' nur, 
Gretel, bis der Mond aufgeht; dann werden wir die Brot- 
bröcklein sehen, die ich ausgestreut habe; die zeigen uns den 
weg nach Haus." Nls der Mond kam, machten sie sich aus; 
aber sie fanden kein Bröcklein mehr; denn die viel lausend 
Vögel, die im Walde und im Felde umherfliegen, die hatten 
sie weggepickt. Hänsel sagte zu Gretel: „wir werden den weg 
schon finden!" Uber sie fanden ihn nicht. Sie gingen die 
ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Übend; 
aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus und waren so 
hungrig; denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf 
der Erde standen. Und weil sie so müde waren, daß die 
Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter 
einen Baum und schliefen ein.
	        
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