Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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durchgesetzt. Ein auswärtiger Feind hatte sich mit dem innern verbün¬ 
det; mit einanver waren sie besiegt worden; die Gründung der Macht 
erschien nicht als Unterdrückung, sondern als ein Sieg über den alten 
Landesfeind. Noch regte sich in Einzelnen und in Corporationen das 
Gefühl ihrer Macht; es gehörte Wachsamkeit dazu, um sie in ihren 
Schranken zu hatten. Heinrich IV. verwandte seinen Scharfsinn und 
seine Thatkraft auf die Durchführung des monarchischen Princips. So 
eng er mit den Parlamenten verbunden war, so duldete er doch ihr 
Eingreifen in die politischen Geschäfte nicht. Mit der Geistlichkeit 
war er im besten Einverständniß, allein auf seinem Anrecht an einen 
Theil ihres Ertrages bestand er mit großem Nachdruck. Den beiden 
religiösen Parteien gestattete er eine einander entgegengesetzte Rich¬ 
tung und Selbständigkeit. Eö war ihm genug, wenn er die einen und 
die andern in Pflicht hielt, nur in ihm war die Einheit des Staates; 
der geborne König wollte für alle sorgen, doch sollten sie ihm alle ge¬ 
horsam sein. 'Er war von dem Gedanken durchdrungen, daß wie alle 
Gewalt im Reiche, so auch die religiöse Freiheit ihre O-uelle und ihre 
Stütze habe in der politischen Gewalt des Königs. Heinrich IV. scheint 
sich auch nach seinem Uebertritt zum Katholicismus nie ganz von den 
protestantischen Ideen losgerissen zu haben. Es gab Momente, wo er 
durch seinen Uebertritt ein Unrecht begangen zu haben glaubte. Es 
lebte in ihm ein Mitgefühl für beide Parteien, das sich in Hinneigung, 
bald zu der einen, bald zu der andern aussprach. Den Jesuiten 
räumte er 1603 die entrissenen Collegien wieder ein; ec meinte, daß er 
von den Jesuiten am meisten zu fürchten habe, wenn sie außerhalb des 
Reiches gegen ihn wirkten. Heinrich IV. war ein Kriegsmann. Außer 
den großen Schlachten zählt man bei 200 kleinere Gefechte, an denen 
ec Theil genommen haben soll. Ein freudiger Muth, der sich von ihm 
über daß ganze Heer verbreitete, und ein rascher Blick, mit dem er die 
Bewegung, Stärke und Haltung der Feinde ermaß, zeichneten ihn aus. 
Er pflegte gern davon zu sprechen, daß ec unter den Waffen aufgewach¬ 
sen sei und von bürgerlichen und diplomatischen Geschäften wenig ver¬ 
stehe; aber bei aller Einfachheit seines Wesens wetteiferte er mit den 
gewandtesten Diplomaten. Er liebte es, sich zu dem gemeinen Volk zu 
gesellen; er zog Sackpfeife und Schalmei kunstmäßiger Musik vor. Wie 
er auf d§n Feldzügen mitten unter den Soldaten sitzend ihr Schwarz¬ 
brot mit ihnen theilte, so mischte er sich in den Schenken, in die ihn 
die Jagd führte, so lange als möglich unerkannt, unter die Leute und 
ließ sich mit ihnen in Gespräche ein. Auch auf den Märkten erschien er 
und kaufte selbst ein; bot aber immer die geringsten Preise. Aber auch 
der Hof und seine Genüsse zogen ihn an. Enthaltsamkeit und- regel¬ 
mäßige Lebensweise konnte man an ihm nicht rühmen. Er grollte seinem 
Finanzminister, wenn dieser Anstand nahm, seine Spielschulden zu zah¬ 
len. Er war lauter Lebenskraft und Lebenslust, nicht frei von dem 
Cynismus, der diese zu begleiten pflegt. 
Von seiner Gemahlin, Margaretha von Valois, lebte Heinrich 
getrennt, und als er beim Papst die Scheidung betreiben ließ, unterstützte 
sie das Gesuch, bis der Papst demselben entsprach (1599). Seine neue 
Gemahlin, Maria von Medici, vermochte auch nicht ihn zu fesseln, 
vielmehr schenkte er feine Gunst fortwährend anderen Frauen.
	        
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