450
Das Verfahren Pombal's gegen die Jesuiten war hart und des¬
potisch; aber durch ihn wurde Portugal von den Umtrieben und der
Herrschsucht der Jesuiten befreit. Die von ihm veröffentlichten Schrif¬
ten wirkten auch auf andere katholische Länder. Pombal lieferte den
Beweis, daß trotz der Jesuiten und des Papstes ein energischer Wille
überall der Finsterniß zu steuern vermöge. Er enthüllte zuerst den eigen-
thümlichen Charakter der jesuitischen Schulen und derjenigen Art von
Wissenschaft, welche die Jesuiten in ihrem Orden allein treiben ließen.
Ec zeigte der Welt, daß die Jesuiten durch ihre Lehrart das Wachs¬
thum der Wissenschaften gehemmt unb den Verfall der gelehrten Studien
herbeigeführt hatten. Zu gleicher Zeit gab er aber auch durch seine
Schul-Reformen der Welt das Muster einer neuen Art von Unterricht.
Zu derselben Zeit wurden auch in Frankreich die Klagen über
die Jesuiten immer heftiger, und 1764 wurde der I esuiten-Ord en
in Frankreich gänzlich verboten (S. 359 und 373).
Spanien war gleich im Anfange der Regierung Karls III.
(1759 —1788) mit Frankreich in enge Verbindung getreten. Die Män¬
ner, welche den größten Einfluß auf den König und die Regierung
hatten, waren mit der französischen Bildung und Aufklärung bekannt
und arbeiteten im Geiste der fortschreitenden Zeit an der Verbefferung
und Hebung des spanischen Staates. Es waren dieses der Genuese
Grimaldi, Campomanes und Aranda, denen als Gehülfe in
kirchlichen Dingen der Geistliche Figeroa zur Seite stand. Der König
war anfangs den Jesuiten gewogen und schien nicht in die Verfolgung
derselben willigen zu wollen. Aber die Männer, welche ihn umgaben,
machten ihm begreiflich, daß eine unumschränkte Monarchie, wie die
neuere Zeit sie fordere, neben dem mächtigen Einfluffe und dem uner¬
meßlichen Reichthums der Jeflüten nicht bestehen könne. Sie zeigten
dem König, daß der monarchische Glanz, welchen Karl wünschte, nur
durch das Fortschreiten der Civilisation und durch die auf ihm beruhende
Vermehrung des nationalen Wohlstandes erlangt werden könne, daß
aber beides mit der Fortdauer des Jesuiten-Ordenß unverträglich sei. Diese
Gründe wirkten. Der König erkannte in dem Orden einen Nebenbuhler,
den er beseitigen müsse; er war überdies auf die Jesuiten wegen ihres
trotzigen Benehmens in Amerika ausgebracht. Dennoch wurde anfangs
in den geistlichen Angelegenheiten weiter keine Veränderung vorgenom¬
men, als daß die Inquisition den weltlichen Gerichten untergeordnet
wurde. Als aber in Madrid wegen der neuen Finanzmaßregeln ein
Aufstand ausbrach, stellte der König den energischen und verschlossenen
Aranda an die Spitze der Regierung. Bei der Untersuchung erschienen
einige Jesuiten schuldig, den Aufstand angestiftet zu haben. Nun wurde
der Beschluß gefaßt, den Jesuiten-Orden in Spanien aufzu¬
heben. Alle Jesuiten in Spanien, mehr als 5000, wurden (1767)
verhaftet und die Güter des Ordens in Beschlag genommen. Die Ver¬
hafteten wurden nach Civitavecchia eingeschifft. Da der Papst gegen
ihre Aufnahme protestirte, so mußten die zum Theil alten, zum Theil
kranken Geistlichen längere Zeit auf den Schiffen bleiben, auf welchen
sie wie auf Sklavenschiffen zusammengepreßt waren. Für den lebens-
länglichen Unterhalt der Jesuiten wies die spanische Regierung nur je
neunzig bis hundert Piaster jährlich an. Auch im Königreich Neapel