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beete der Jnnungszwang die Theilung und eben dadurch die Verviel¬
fältigung der Kräfte; noch war die Handarbeit die vorherrschende Verrichtung,
und in dieser vermochte der Europäer weder mit der Geschicklichkeit, noch
mit der Billigkeit der Inder und Chinesen zu konkurrireu. Nur die
Maschine hat der europäischen Gewerbthätigkeit ihre unbestrittene Ueber-
legenheit gegeben, so daß sie jetzt sämmtliche Märkte der Erde beherrscht.
Erst gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zeigt sich der Anfang
einer gänzlichen Umgestaltung des gewerblichen Betriebs durch Ausbil¬
dung des Fabrikprinzips, durch Umsturz der örtlichen Schranken des
Handwerks und durch Einführung einer Industriemacht in den Welthandel.
2) Mittel- und Süd-Europa in den Zeiten Kaiser
Maximilians I.
In den westeuropäischen Staaten war beim Uebergang vom Mittel¬
alter in die neuere Zeit das Streben der Könige mit Glück gekrönr, die
Macht der Krone zu heben und die Feudalaristokratie zu beschränken.
In Portugal hielt Johann II. (1481 —1495) mit kräftiger Hand
die Zügel der Regierung und brach die übermäßige Gewalt des hohen
Adels. Auch verfolgte Johann mit Eifer den Plan, Portugals Macht
und Handel an der Küste von Afrika auszudehnen. Er war es, der
den kühnen Diaz aussandte. Sein Nachfolger Emanuel (1495—1521)
verband mit der Festigkeit und dem Geist seines Vorgängers einen
sanften, wohlwollenden Sinn. Große Freigebigkeit, Herablaffung, Mäßig¬
keit, gute Anordnungen und Stiftungen und die Sorge für eine bessere
Rechtspflege machten ihn seinen Unterthanen werth. Die glänzendste
Seite seiner Regierung sind die kühnen Seereisen und die Eroberungen
in Asien. Unter Emanuel fand Vasco de Gama den neuen Seeweg
und Cabral Brasilien; unter ihm begründeten Almeida und Alboquerque
die Herrschaft der Portugiesen in Ostindien. Die Schätze Indiens
flössen inLiffabon zusammen; hier mußten alle handelnden Völker die Er¬
zeugnisse der Gewürzinseln und den größten Theil ihrer Seide und Baum¬
wolle kaufen. Portugals früher wenig bedeutender König empstng jetzt
Gesandtschaften von Abyssinien und vom Perser-Schach. Es war das
goldene Zeitalter des portugiesischen Volkes. Eine allge¬
meine Begeisterung erfüllte Alt und Jung, sich durch ritterliche Unter-
nehmungen und Seezüge hervorzuthun.
Die Geschichte von Spanien haben wir (Band II. S. 538) bis
zur Eroberung von Granada erzählt. In demselben Jahr entdeckte
Kolumbus für Ferdinand und Jsabella einen neuen Erdtheil. Ferner
erwarb Ferdinand durch thätige Theilnahme an den italienischen Hän-
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Portugal un-
lerJodannIl.
und Emanuel.
Spanien.