Full text: Schulgeographie des Königreiches Sachsen

30 Erstes Kapitel. 
Farbe auch der Müglitt mit, und diese rötet bei ihrer Mündung in die Elbe 
auch das Elbwasser noch auf eine Strecke hin. Auch die Rote Weißeritz, die von 
den regenreichen Höhen bei Altenberg kommt, war früher durch einige Zinn- 
waschen rot gefärbt. 
Die Altenberger Pinge. Unmittelbar hinter den obersten Schindelhänsern 
von Altenberg blickt man in eine gewaltige, ca. 100 m tiefe und mehrere 100 in 
im Durchmesser haltende Grube, deren senkrechte Felswände braunrot sind nnd 
zahlreiche Eingänge wie Spechtslöcher zeigen; unten lagert maffenhaft Schntt. 
Ähnliche Kessellöcher trifft man bei der alten Zinnstadt Geyer und bei dem 
Spielwarendorfe Seiffen, bei dein früher ebenfalls Zinnerz abgeballt wurde. 
Wie kommen die Zinnreviere zu solchen riesigen offenen Gruben, wie sie in 
Silbergegenden nicht anzutreffen sind? Das Zinnerz durchzieht nicht in Adern 
oder Güilgen das Gestein, sondern bildet umfangreiche Massen, sog. Stöcke. 
Werden diese nun abgebaut, so entstehen haushohe Weitungen, Kessel im (Srd- 
inneren, oft viele nebenein ander; Vor etwa Jahren brach mm die Gesteins 
decke über einundzwanzig solchen Aushöhlungen mit einem Male in die Tiefe, 
Bergleute wurden verschüttet, Grubengebäude mit hinabgerissen, die Erderschütte- 
ruug soll mall bis in Dresden verspürt haben. So entstand das gewaltige 
Keffelloch, die sog. Pinge; die fensterartigen Löcher an den Wänden sind Äe 
alten Stollen. 
6. Andere Zinnstädte. Unweit Allenbergs anf dem Gebirgskamme waren 
inmitten des Waldes auch mehrere Zinnzechen und Bergmannshäuser entstanden; 
diese AnsiedUliig, derer größter Teil in Böhmen liegt, erhielt den Rainen ; > i11n 
loa Id. Die Häuser liegeil oft Hinter riesigen Trümmerhalden förmlich versteckt, 
aber nur wellige Bergleute fahren hier noch an; der Zinnreichtum ist erschöpft. 
Berühmte Zinnstädte waren früher auch Geyer nnd Ehrenfriedersdorf. 
Bei letzteren: Orte erhebt sich die gewaltigste Halde des ganzen Erzgebirges, ein 
wahres Haldengebirge, über einem Bergrücken, genannt der Sauberg, aufge- 
schüttet. Welche Hohlräume müssen im Erdinneren entstanden sein, ehe ein solcher 
Trümmerberg emporwachsen konnte! Die Zimihalden setzen sich ans lauter 
Gesteinstrümmern, nicht aus lockerem Materiale, zusammen; denn das aus der 
Grube geholte Gestein wird, ehe es in das Pochwerk kommt, mit der Hand nach 
der Schwere sortiert, und die tauben Stücke kommen anf die Halde. Eme 
solche Halde braucht Jahrhunderte, ehe sie sich mit Heide nnd Gras überzieht. 
Uber den Haldenberg zu Ehrenfriedersdorf verstreut steheu noch mehrere Schacht- 
gebäude imd Pochwerke; das Wasser rauscht noch durch die Radhäuser Hindurch, 
aber die Rüder sind zerbrochen, die Wände verfallen, der Bergbau ist tot, die 
Bewohner gehen anderer Arbeit nach. 
7. Die alten Zinnseifen. Das Zinn wurde früher nicht mir in Bergwerken, 
sondern auch durch das sog. Seifeil gewonnen. Die Seifenarbeit hat zwar vor 
80 Jahren ein Ende genommen, sie spielte aber früher int Erzgebirge eine sehr 
wichtige Rolle; der Name Seiten, der im Svielivarenaebiete und bei Gottesgab 
mehrfach vorkommt, erinnert noch daran; weite Strecken aus dem Gebirge bei 
Altenberg, Eibenstock, Johanngeorgenftadt, Geyer, Gottesgab sind durch die Zinn- 
seifner so zerwühlt, daß der Besucher in einem wahren Labyrinth von Gräben 
nnd Schutthaufen steht. Welche Bewandtnis hatte es mit diesen Zinnseifen? 
Wo zinnhaltiges Gestein zutage trat, da enthielt das durch die Verwitterung 
einstehende lockere Material auch Zinnerzkörner. Wurde nun das Verwitternngs- 
material vom Waffer fortgeführt, jo setzten sich die schweren Zilmkörner an der 
ersten Stelle im Tale zu Boden, wo das Wasser einen ruhigeren Lauf hatte. 
Perlegte der Fluß seinen Lauf im Tale hin und her, so bedeckte sich allmählich
	        
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