Object: Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen

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c) Gott könnte wohl reich werden. 
Gott könnte wohl reich werden, wenn er's tun wollte; er will 
aber nicht. Denn wenn er zum Papste und Kaiser, zu Königen, Fürsten 
und Bischöfen, zu Doktoren, reichen Kaufmännern, Bürgern und 
Bauern käme und sagte: „Du sollst die Stunde sterben, so du mir 
nicht hunderttausend Gulden würdest geben," da würde ein jeglicher 
sagen: „Ja, von Herzen gern, wenn ich nur leben mag." Aber 
nun sind wir solche undankbare Menschen, daß wir ihm für so viele 
und große Wohltaten, die wir täglich reichlich und aus lauter Güte 
und Barmherzigkeit empfangen, nicht ein Oeo Zrutias (Gott fei Dank!) 
singen. Ist das nicht eine Schande? Noch läßt sich der gütige 
Vater dadurch nicht abschrecken, sondern tut uns immer wohl und 
alles Gute. Wenn er aber in seinen Gaben auszuteilen und zu 
geben, kärger wäre, so würden wir ihm dankbarer sein. Wenn er 
einen jeglichen Menschen nur mit einem Beine oder Fuße ließe ge¬ 
boren werden und gäbe ihm hernach im siebenten Jahre das andre 
Bein, im vierzehnten gäbe er ihm erst eine Hand und im zwanzigsten 
Jahre die andre Hand, so würden wir Gottes Wohltaten und Gaben 
besser erkennen, auch viel lieber und werter halten und Gott dank¬ 
barer sein, wenn wir derselbigen eine Zeitlang müßten beraubt sein 
und entbehren. Nun aber überschüttet uns Gott und gibt uns seine 
Gaben schier alle auf einen Haufen. Martin Luther. 
336. Gebet. 
Herr, schicke, was du willt, 
ein Liebes oder Leides; 
ich bin vergnügt, daß beides 
aus deinen Händen quillt. 
2. Mollest mit Freuden 
und wollest mit Leiden 
mich nicht überschütten! 
Doch in der Mitten 
liegt holdes Bescheiden. 
Eduard Mörike. 
337. Meine Konfirmation. 
Siehe Nr. 194: Arm aber ehrlich und Nr. 5: Die weißen Tauben helfen rms.) 
1. Mein Konfirmationsanzug lag seit Jahren fertig in der 
Eichenlade. Meine drei ältern Geschwister, Margaretchen, Hanneliese 
und Stineliese, hatten schon die Einsegnung darin empfangen. Gleich¬ 
wohl erschien er so sauber, als wäre er zu meiner Konfirmation neu 
angefertigt worden. Der Vater, mit dem es allmählich wieder besser 
geworden war, öffnete die Lade, und ich nahm mit eignem Gefühl die 
Erbstücke heraus: Ein schwarzes Kleid mit kurzen Ärmeln, weiße
	        
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