Full text: Die Erde und ihre Bewohner

Europa, Gebirge, Alpen. 169 
Erzeugniß von großen Flüssen, deren Thäler durch ihren Bau nicht 
mehr dazu geeignet sind. Am häufigsten findet man Muhren in den 
Hauptthälern, wo sie, zu beiden Seiten an die Wände angeschlossen, 
auf der Thalsohle liegen. Es giebt zuweilen Muhren, deren Grund¬ 
fläche mehre tausend Ouadratschritte einnimmt. Die Muhren werden 
möglichst kultivirt, und sehr bemerkenswerth ist, daß, mitten auf diesen 
stets zunehmenden Höhen, Oerter gebaut sind, die von Muhrbächen 
durchflossen werden. 
Die Anzahl schöner, zum Theil fast gar nicht bekannter Wasser¬ 
fälle in den Alpen ist ungemein groß; fast alle Bäche, welche die 
steile Waldregion Herabstürzen, bilden, wenn auch in mehr oder minder 
steilen Fällen, brausende, schäumende Stürze, die zuweilen, wo hohe 
Absätze und überhängende Felswände sind, imponirende Kaskaden 
Hervorbringen. An vielen Stellen im Alpengebirge zeichnet das flies¬ 
sende und stehende Wasser durch ungemeine Klarheit und Durch¬ 
sichtigkeit sich aus, dasjenige Wasser aber, welches entweder unmit¬ 
telbar oder durch Zuflüsse seinen Ursprung den Glättschern verdankt, 
zeichnet sich vor allem durch eine grüne Farbe aus, die der des Gold- 
prasers am nächsten kömmt, nur durchsichtiger ist. Nirgends in 
Europa sind die Flüsse so schönfarbig, als die Alpenströme, 
wenn sie langsamer fließen, oder besonders da, wo sie ge¬ 
läutert, aus den Seen wieder heraustreten. Etwas das Al¬ 
pengebirge Auszeichnendes sind auch 
die Seen, welche die Alpen auf der Nordseite und Südseite, be¬ 
sonders auf der Nordseite, umlagern. 
Sie fehlen dem südwestlichen Drittheile, und sind in der Mitte deS 
Alpengebirges häufiger, als iin Osten. Kleine 
Teiche findet man häufig oben auf den Bergjochen. 
Sieht man auf die, in vielen einzelnen Theilen der Alpen noch 
wenig erforschten, 
geognostischen Verhältnisse dieses Gebirges, so findet man, 
daß der Hauptkamm der Alpen und der zu den Seiten desselben lie¬ 
gende Strich zur Granit-Gneußformation gehört, im Norden, so wie 
iin östlichen Drittheile (von der botzener Gegend die Drau entlang, bis 
nicht weit von Marburg) von einem zur Schieferformation gehören¬ 
de» Striche begleitet wird, von diesem nach außen (sowohl im N. als 
S.) die Alpenkalkformation (im S. O. am breitesten) sich anreihet, und 
im Norden, vom lemannischen See bis in das ssldliche Baiern hinein, 
die Ouadersandsteinformation einen Strich einnimmt. 
Die Luft auf den Alpen nimmt nach der Höhe an Dichtig-
	        
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