Bedrängte Lage des Königs.
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prise zu geben, so war nicht zu verwundern, daß dem Heere
die Tüchtigkeit sehten mußte, durch welche es früher sich ausge¬
zeichnet hatte. Unter solchen Umständen war der Wunsch des
Königs, Frieden zu machen, ein sehr dringender, doch den
Grundsatz mochte er unter keinen Umständen aufgeben, nie einen
entehrenden Frieden unterzeichnen zu wollen, vielmehr rechnete
er noch immer darauf, Sachsen für sich zu behalten, während
der Kurfürst mit secnlarisirten Gebieten entschädigt würde. Schon
im Herbste 1759 hatte er deshalb Verhandlungen mit Frankreich
angeknüpft, wozu auch England seine Zustimmung gegeben; da
jedoch Pitt seine Forderungen sehr hoch stellte, andrerseits aber
Frankreich sich durch die Verträge mit seinen Verbündeten ge¬
bunden glaubte, so wurde nur der Vorschlag gemacht, einen
allgemeinen Congreß zu eröffnen, worauf Friedrich nicht ein¬
ging, da nur ein schneller Frieden ihm nützlich sein konnte.
Ebenso zerschlugen sich die geheimen Verhandlungen mit Frank¬
reich, und gleicherweise gingen auch die Aussichten für Friedrich
verloren, Dänemark, Spanien, Sardinien und die Türkei für sich
zu gewinnen. Roch weniger richtete er am Petersburger Hose
aus, Rußland schloß sich vielmehr im März 1760 dem Decem¬
ber-Bündnisse vom Jahre 7 758 zwischen Oesterreich und Frank¬
reich an, nachdem ihm die Provinz Preußen für seine Anstren¬
gungen zugesagt worden war. Dennoch fehlte auch den Maßregeln,
welche im Jahre 1760 zur Demüthigung Friedrichs ergriffen
wurden, der nöthige Ernst, da gegenseitige Eifersucht unter den
Verbündeten energisches Handeln verhinderte.
Jedenfalls war aber der König gezwungen, 1760 den Kampf
aufs neue aufzunehmen, und zwar unter den traurigsten Aus¬
sichten. Mit 90,000 Mann sollte er 200,000 Feinden Wider¬
stand Leisten, ohne daß seine Truppen geeignet waren, kühne
Angriffe zu unternehmen. Er mußte sich deshalb allein aus die
Defensive beschränken. Mit etwa 40,000 Mann wollte er selber
Sachsen gegen Daun decken, der mit den Reichsvölkern vereint
80.000 Mann zählte; Fouquet sollte mit etwa 10,000 Mann
bei Landshut Schlesien gegen Laudon schützen, der mehr als
30.000 unter seinem Befehle hatte; der Prinz Heinrich stand
aus der Grenze von Schlesien und der Lausitz, um mit 35,000
Mann entweder gegen 70—80,000 anrückende Russen verwendet
zu werden oder auch Sachsen Hülfe bringen zu können, 5000
Mann endlich sollten die Schweden zurückhalten.
Der Anfang dieses Feldzuges schien nur eine Fortsetzung
von den Unglücksfällen des vorigen Jahres zu werden. Lau-