Besetzung von Berlin. 
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sich kriegsgesangen ergeben. Alles königliche Eigenthum wurde 
theils weggeführt, theils vernichtet, auch mehrere Bürgerhäuser 
geplündert. Schlimmer als hier, hausten die Feinde, besonders 
die sächsischen Truppen, ans dem platten Lande und in könig¬ 
lichen Schlössern z. B. in Charlottenburg, nur in Potsdam 
wußte der österreichische General Esterhazy derartige Aus¬ 
schweifungen zu verhindern. Aus die Nachricht, . daß Friedrich 
aus Schlesien aufgebrochen sei, verließen die Feinde schon am 
12. October eiligst die Stadt; die Russen zogen sich zu ihrer 
Hauptarmee zurück, die unterdeß bis Frankfurts gegangen war 
und nun nach Drosten sich wandte; die Oesterreicher eilten nach 
Torgau. Daß Berlin nicht mehr zu leiden hatte, verdankte die 
Stadt besonders den Bemühungen des hiesigen Kaufmanns 
Gotzkowsky und des holländischen Gesandten Verelst. Die 
ausgezeichnet patriotische Haltung der Bürger bei diesem Unglück 
aber bewog den König, die gesammte Contribution der Stadt 
zu ersetzen; nur befahl er, das strengste Stillschweigen darüber 
zu beobachten. 
Der König war in der That am 4. October aus seinem 
Lager aufgebrochen, um der heimgesuchten Mark zu Hülfe zu 
kommen. Da er jedoch den Abzug der Feinde erfuhr, wandte 
er sich von Guben nach der Elbe, die er am 23. bei Wittenberg 
erreichte, während Tags zuvor Daun, der ihm stets zur Seite 
geblieben, bei Torgau über die Elbe gegangen war. Sachsen 
war damals nämlich fast ganz für den König verloren gegangen. 
Bei dem Abzüge des Königs von hier zu Anfang August hatte 
Hülsen mit 8000 Mann dies Land gegen die Reichs-Armee zu 
vertheidigen, welche nach der Vereinigung mit dem Corps des 
H a d d i ck 35,000 Mann zählte, ungerechnet die Truppen des 
Herzogs Karl Eugen von Württemberg, der auf eigne Hand 
Krieg führte und sich durch Contributionen und Plünderungen 
seine Auslagen bezahlt zu machen suchte. So großer Uebermacht 
hatte Hülsen nicht Widerstand leisten können, und wenn er auch 
bei Strehla dem Feinde einen empfindlichen Verlust beibrachte, 
so konnte er doch weder Torgau noch Wittenberg halten, 
und da ihm der gerade Weg nach Berlin abgeschnitten war, 
führte er sein kleines Heer in die Gegend von Coswig, wo er 
am 3. October eintraf. Als er gleich daraus von vier nach 
Berlin eilte, war Sachsen ohne allen Schutz den Feinden blo߬ 
gestellt. 
ti Der König fand alle Elbübergänge von den Feinden besetzt; 
er überschritt deshalb weiter abwärts bei Roslau am 26. Oc-
	        
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