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XIV. Preußen als Großmacht.
keinen Angriff willigen, vielmehr nur dann den Oesterreichern
Hülfe leisten, wenn sie von den Preußen angegriffen würden.
Der Mangel an Verpflegung sowie die sichere Aussicht, daß man
den König doch nicht aushungern könne, bewogen endlich die
Führer, sich am 9. September zu trennen. Die Russen zogen
nach der Oder und ließen nur ein Corps unter Czernitscheff
bei den Oesterreichern zurück. Um sie zum Rückzüge nach Polen
zu veranlassen, schickte Friedrich den General v. Platen mit
8000 Mann in ihren Rücken, dem es gelang, bedeutende Vor-
räthe zu vernichten, und der sich über Landsberg nach Kolberg
zog, als die Russen am 14. September bei Steinau über die
Oder gingen und ihm den Rückweg zum Heere des Königs ab¬
schnitten.
Bis zum 25. September blieb der König in seiner Stellung,
dann brach er auf und bedrohte Mähren und Glatz in der Mei¬
nung, daß Laudon ihm folgen würde. Dieser aber benutzte die
Abwesenheit des Königs, eroberte am 1. October Schweidnitz
durch Sturm und nahm die gegen 4000 Mann starke Besatzung
gefangen. Dieses Unglück zerstörte alle Plane des Königs; dem
Feinde blieb dadurch ein großer Theil von Schlesien, denn bei
der vorgerückten Jahreszeit und bei seinen geringen Kräften war
keine Aussicht vorhanden, daß der König in diesem Jahre die
Wiedereroberung möglich machen könnte. Um gleichzeitig Bres¬
lau und Neiße zu decken, bezog er daraus bei Strehlen Kan-
tonirungs-Ouartiere, während Laudon unthätig bei Schweidnitz
blieb und gegen Ende November in die Winterquartiere ging.
In jener Stellung bei Strehlen war es, wo der König in Ge¬
fahr war, durch den Verrath des schlesischen Barons Wa rkotsch
den Oesterreichern in die Hände zu fallen. Die Nacht vom 30.
November war zur Ausführung bestimmt, glücklicherweise wurde
aber die Ausführung durch den Jäger des Barons, Kappel,
verhindert, der dem Könige die Sache entdeckte.
So unglücklich der König in Schlesien war, so traurig ge¬
stalteten sich auch die Dinge für ihn in Pommern. Dies Land
sollte der Prinz von Würtemberg mit geringen Streit¬
kräften gegen die Schweden und Russen vertheidigen, von denen
die letzteren um jeden Preis Kolberg erobern wollten, um ihre
Winterquartiere in Pommern nehmen zu können. Mit etwa
12,000 Mann bezog der Prinz am 4. Juni ein festes Lager in
der Nähe der Stadt, das durch Sümpfe wohl geschützt war.
Nach der Mitte August schloß Romanzow Stadt und Lager
ein, während vor der Mündung der Persante eine starke russisch-