Schlacht bei Königgrätz. 
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seine Reserven heran, es wieder zu erobern; von allen Seiten 
umgangen mußte er endlich Befehl zum Rückzüge geben, der 
bald genug in wilde Flucht ausartete, als der König selber, von 
seinen Kriegern überall mit unendlichem Jubel begrüßt, sich an 
die Spitze der gesammten Reserve-Reiterei stellte, die Weichenden 
zu verfolgen. Auf der Ebene südlich von Chlum warf sich ihm 
die gesammte österreichische Reserve-Reiterei entgegen, die sich 
hier heldenmüthig aufopferte, um die Flucht der Ihrigen zu 
decken. Mit diesem gewaltigen Zusammenstoß war die Schlacht 
von Königgrätz beendet, „deren Tag ein Ehrentag für die 
ganze Armee geworden, auf welche das Vaterland mit Stolz 
und Bewunderung blickt." 
Der Sieg war zwar theuer erkauft, denn 10,000 todte oder 
verwundete Preußen bedeckten das Schlachtfeld, ungleich größer 
jedoch war der Verlust der Oesterreicher; sie ließen außer 11 
Fahnen, 174 Geschützen re. 18,000 Mann in den Händen der 
Sieger, und mehr als 20,000 waren gefallen oder verwundet. 
Die Armee, schon durch die früheren Unfälle entmuthigt, verlor 
jetzt allen Halt. Sie einigermaßen zu ordnen, beantragte Be- 
nedek am 4. einen Waffenstillstand, den der König jedoch wie 
einige Tage später einen zweiten derartigen Antrag verweigerte. 
Dadurch aber, daß dem preußischen ermatteten Heere ein paar 
Tage Ruhe gelassen wurden, gewann Benedek einen Vorsprung, 
seine Armee in die feste Stellung von Olmütz zuführen, einen 
Theil aber unter Gablenz aus der Eisenbahn über Brünn nach 
Wien voraufzusenden. 
Nur wenige Truppen ließen die Preußen vor Josephstadt 
und Königgrätz zurück, als sie am 6. zur Verfolgung der Feinde 
aufbrachen. Die Elb-Armee zog geraden Weges südlich über 
Jglau nach Znaym, das sie am 14. erreichte; die erste Armee 
nahm ihren Weg nach Brünn, wohin schon am 13. der König 
sein Hauptquartier verlegte, die zweite Armee endlich rückte gegen 
Olmütz vor. Da aus diese Weise für die Oesterreicher zu be¬ 
fürchten stand von Wien abgeschnitten zu werden, so eilte Be¬ 
nedek auf höheren Befehl, seine Truppen auf der Eisenbahn an 
die Donau zu senden; doch nur die Hälfte derselben konnte diesen 
schnellen Rückzug antreten, denn schon am 16. besetzte Prinz 
Friedrich Carl Lundenburg, den Knotenpunkt der beiden 
Bahnen, welche von Wien nach Brünn und Olmütz führen, mit 
dem Reste sah sich deshalb Benedek zu dem beschwerlichen Wege 
über die kleinen Karpaten gezwungen, jenseit welcher er im Waag- 
thale nach Presburg hinabzog. Nur an wenigen Orten waren
	        
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