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wenn matt die Zeit berechnet, die es braucht, ebe man einen hineingeworfenen 
Stein unten auffallen Hort, über 20,000 Ellen tief sein must. Eine andere 
Höhle in Norwegen senkt sich tief unter das Meer hinab; an der Stelle, bis 
zu der man in sie eingedrungen ist, hört man ganz deutlich das Meer über 
sich brausen. 
In der Tiefe der Erde muß aber auch eine Ursache sein, welche groste 
Warme um sich her verbreitet; man nennt sie das unterirdische Feuer. Denn 
wenn man in manche Bergschachte hinabsteigt, findet man da nicht blos die 
gewöhnliche Warme, die die Keller im Winter haben, und die nur daher 
kommt, dast die Kalte der Luft dahin nicht so eindringen kann, sondern eine 
andere, selbstständige Warme, die immer zunimmt, je tiefer man hinabkommt, 
und die ihre Ursache tief unter der Erdoberfläche haben must. Die glühen¬ 
den und geschmolzenen Massen, welche die feuerspeienden Berge oder Vulkane 
auswerfen, müssen auch aus einer sehr großen Tiefe herauskommen, und wahr¬ 
scheinlich wohl eben daher, wo jene von unten heraufdringende Warme her¬ 
kommt. Ein berühmter Reisender, Alexander von Humboldt, hat in einen 
gerade zur Zeit seiues Besuches ganz ruhigen Schlund eines feuerspeienden 
Berges hinuntergeseben. Da erblickte er in einer ungeheuren Tiefe, unten 
in einer weiten Höhlung, drei unterirdische Bergspitzen, aus denen oben 
Feuer und Rauch herausdrang. In Europa sind drei berühmte feuerspeiende 
Berge: der Hekla auf der Insel Island, der Vesuv in der Nahe von 
Neapel, und der Aetna auf der Insel Sicilien. Auch im Aetna siebt man, 
wenn es ganz ruhig ist, unten in der Tiefe das Feuer beständig atlfwalleu, 
die Lavamaffen, wie ein siedendes Wasser, immer heraufkochen und wieder 
niedersinken. Ehe der Vesuv, oder der Aetna zu speien anfangt, wird oft meilen¬ 
weit davon das Meer unten an seinem Grunde siedend warm, so dast die 
dort liegenden eisernen Schiffsanker ganz heiß werden und die Fische vom 
Grunde heraufkommen in die Nahe des Ufers, wo man sie dann in großer 
Menge fangen kann. 
Der eigentliche Heerd der Vulkane muß gar tief und weit entfernt sein, 
denn die Erdbeben, die bei solchen Ausbrüchen oft stattfinden, erstrecken sich 
öfters über 80 Meilen weit. Ueberhaupt sind alle die Erscheinungen, die 
bet großen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, gar gewaltig und merkwürdig. 
Die Luft wird oft Meilen wett umher finster, so daß man bet Tage Licht 
anzünden muß; auf das unterirdische Brüllen und auf das Beben der Erde 
folgen dann berghohe Rauch- und Feuersaulen. Dabei scheint auch der Him-' 
mel in der Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer zu stehen. Blitze 
fahren aus den Wolken herunter nach dem brennenden Schlunde, und Blitze 
fahren aus diesem herauf in die Wolken. Regengüsse stürzen nieder und 
machen die ausgeworfene Asche zu einem Schlammstrome. Ein solcher Ascken- 
und Schlammregen begrub im Jahre 79 nach Christi Geburt in der Nahe 
des Vesuvs die Städte Herculanum, Pompeji und Stadia. Erst in neuerer 
Zeit hat man sie zum Theil wieder aufgegraben. 
Die heißen Quellen mögen wohl auch aus großer Tiefe heraufkommen, 
und zwar in der Gestalt von Dampfen, die aber, wo es kalter wird, zu 
Wasser werden und dann als heiße Quellen an der Oberflache der Erde her¬ 
vordringen. 
Gottes Fürsorge für die verschiedenen Völker der Erde. 
Wundersam wird das Herz ergriffen und zur Bewunderung hingerissen, 
wenn wir die väterliche Fürsorge Gottes für die verschiedenen Völker des Erd-
	        
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