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wurde natürlich auch das Harz mit verzehrt werden. Es gibt Gegenden, wo 
sich viele Leute von der Theerbrenneret nähren, die eine den Köhlern ähnliche 
Lebensart führen. Daß man die jungen Kiefernwälder lichtet, um den besten 
Stämmen Raum zur Ausbreitung zu verschaffen, hat noch nebenbei den 
Nutzen, daß dadurch eine Menge Bohnen- und Hopfenstangen gewonnen werden. 
Das Nadelholz wäcks't meistens ssehr leicht, zum Theil selbst auf un¬ 
fruchtbarem Boden. Deßhalb legt man gern die Wälder zuerst mit Kiefern 
an, und säet hernach in ihren Schatten Eicheln oder Bncheln. Sind diese 
hinreichend herangewachsen, so wird dann das Nadelholz gefällt, um dem 
Laubbolze Platz zu machen. 
Das Laubhol;. Die wichtigsten unserer Waldbäume mit Blättern 
sind die Eicken, Buchen, Birken, Pappeln. Eschen, Ulmen und 
andere hochwachsende Bäume. Die Blätter dieser Bäume sind freilich sehr 
ungleich, sowohl an Große als auch an Gestalt und Farbe. Welch ein Un¬ 
terschied zwischen dem schmalen, dicken, dunkelgrünen Blatt einer Weide und 
dem ausgezackten, dünnen, hellgrünen Eichenblatte! Und so noch bei gar 
vielen. Aber auch die Stämme, Aeste und Rinden, wie weichen sie von ein¬ 
ander ab! Die schlanke Pappel gegen die ästige Bucke, die hohe Eiche gegen 
die niedrige Weide, die weiße Birke verglichen mit der schwärzlichen Ulme, 
oder der dottergelben Weide. So steht es auch mit ihrem vorzüglichsten Er¬ 
trage, dem Holze. Das feste Holz der Eiche, welches so lange es Saft hat, 
im Wasser untersinkt, neben dem leichten, aber biegsamen Holze der Weide, 
das dichte, brennbare Buchenholz neben dem brüchigen, ohne Kohle wegflackern¬ 
den der Pappel. Zum Bauen der Häuser und Sckiffc sucht man Eichen, 
zum Hetzen und zur Gewinnung der Sckmtedekohlen Buchen, zu Achsen, 
Deichseln und Leitern Eschen oder Birken. Auch der Drechsler und der 
Küfer, selbst der Besenbindcr liebt Birkenholz, der Korbmacher dagegen zieht 
die Weiden vor, und die Landleute lassen ihre hell-weißen Tische und Stühle 
aus Wetdenhvlz verfertigen. Der Nußbaum gibt das schönste und festeste 
Holz zum Poliren und Einlegen, welches in Deutschland das Mahagoni ver¬ 
treten muß und von den Sckreinern theuer bezahlt wird. 
Betrachtet man die Früchte dieser Bäume, so sind sie von gleicher Man¬ 
nigfaltigkeit. Die niedliche E,tchel in ihrem grauen Schüsselchen ist gleichwohl 
nur ein Futter für Schweine. Wenn Menschen daraus Kaffee bereiten, so 
geschieht es nicht des Wohlgeschmacks, sondern der Heilsamkeit wegen. Die 
Büchel (welche von ihrer Gestalt auch Buchecker heißt) in ihrer rauhen Kap¬ 
sel verspricht nicht Biel, allein die dreieckigen Samen enthalten unter ihrer 
lederigen Schale einen nnßartigen Kern, welcher ein sehr brauchbares Oel 
liefert. Nur ist das Schütteln der hohen Bäume etwas beschwerlich und 
gefährlich. An die Frucht des Nußbaums reicht sie natürlich nicht hinauf, 
dieser ist aber kein ursprünglich deutscher Baum. Die Samen der anderen Bäume 
sind gerade nicht nutzbar, verdienen aber doch von der Jugend näher betrach¬ 
tet zu werden. Man wird dann finden, daß diese unbedeutenden Samen- 
körnlein nicht blos zur Fortpflachung der Pflanze dienen, sondern auch gar 
manches Thierlein ernähren, das den Menschen Freude macht. So lebt der 
niedliche Zeisig im Winter nur von dem Samen der Erle und wir würden 
diesen schönen Vogel in der strengen Jahreszeit entbehren, wenn nicht die 
Ufer so vieler Bäche und Flüsse Deutschlands mit Erlen bewachsen wären. 
Auch ist das Erlenholz nicht gerade zn verachten, die Rinde wird zwar von 
der Eichenrinde übcrtrossen, dient aber gleichwohl dem Gerber zu Lohe, ja 
den Färbern, zu schwarzer Farbe, in der neuesten Zeit auch zum Verpacken 
der Cigarren. Daneben lassen sich die Ziegen die jungen klebrigen Erlen-
	        
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