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Portugal. 
Seht hier das westlichste Land Europa's, das Land, wo Apfelsinen blühen, 
daö warme, schone, liebliche, aber schlecht angebaute Portugal — mit 
der Hauptstadt Lissabon. 
Es grenzt dieses angenehme Land auf der Ostseite und gegen Norden 
an Spanien; ans den beiden andern Setten aber wird es von dem großen 
Weltmeere, dem atlantischen Meere, bespült. Vier ansehnliche Flüsse 
durchströmen es, die alle aus Spanien kommen: der Mtnho, der Duero, 
der Tajo und die Guadiana. — Der Boden ist mehrentheils trocken, 
bergig und steinig. In manchen Gegenden sind auch große Heiden. 
Wer kein Freund vom Regen ist, der komme im Sommer nach Portu¬ 
gal, denn von dem Monate Mai bis in den Oktober regnet es hier beinahe 
nie. Stets ist der Himmel heiter und wolkenleer. Zu Ende des April fängt 
die Hitze an und dauert bis zu Ende September. Vom Ende deS Juli bis 
zu Ende August steigt sie zu einem so hohen Grade, daß alle Gewächse ver¬ 
dorren. Kein grünes Grashälmchen ist dann zu sehen, und das Laub der 
Bäume hängt welk und traurig herab. Schnee und Eis sind da eine große 
^Seltenheit; und fallen ja einige Flocken, so werden sie gleich wieder zu 
Wasser. Ein fast unmerklicher Raum trennt Herbst und Frühling. Das 
junge Gras, das Laub sproßt hervor, und macht den Oktober zu einem der 
angenehmsten Monate im Jahre. Im Februar oder März hat das Korn 
schon Aehren. Im März ißt man schon Zuckererbsen und Bohnen. Die 
Regengüsse sind hingegen oft auch fürchterlich, und das Wasser stürzt mit 
ungeheurer Gewalt ans den Wolken. Die Straßen in den hochgelegenen 
Theilen der Städte werden dann zu wilden Strömen, die in den niederen 
Gegenden alles überschwemmen, und mit Schutt und Koth bedecken. In 
manchen Wintern regnet es unaufhörlich oder setzt doch wenig aus, und dann 
bleibt-der Himmel nebelig. Nur selten klärt sich das Wetter völlig auf, und 
dann friert cs ein wenig. Die Regen sind bisweilen ziemlich kalt, und als¬ 
dann ist das Schlimmste, daß man beinahe in keinem Hause einen Ofen oder 
einen Kamin findet. Die Portugiesen verwahren sich blos durch warme 
Kleidung gegen die Kälte. 
Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken könnt, 
eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bet uns in Deutschland zu 
kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen, Apfelsinen, 
Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, JohanniSbrod, Reis. 
Dabei gibt es aber auch, wie bei uns, Aepfel und Birnen, Pflaumen, Rog¬ 
gen und Weizen. — Noch ein Hanptprodukt ist der Wein, der in diesem 
warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar gibt 
es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten Gegenden 
sind hier am obern Duero. Die portugiesischen Weine werden meistens von 
der Stadt Porto oder Oporto aus versendet; man nennt sie daher: Port¬ 
wein e. 
Reich ist also Portugal an guten Weinen und edlen Früchten; desto 
ärmer aber ist es an Getreide. Nur in der nördlichen Hälfte baut man hin¬ 
länglichen Vorrath; in der südlichen muß jährlich sehr viel vom Auslande 
gekauft werden. Die Gebirge Portugals sind reich an Metallen, können 
aber auö Mangel an Holz nicht gut ausgebeutet werden. 
Das Land hat eine ziemliche Menge Auch- und Wollenzeug-, Seiden-
	        
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