Object: Faßlicher Unterricht in der Menschen- und Weltkunde (Theil 2)

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Vil. Geschichte der Perser. 
Die alten Bewohner Persiens waren abgehärtete und mutbige 
Bergmenschen. An wenige Bedürfnisse gewöhnt, lebten sie theils als 
Hirten, theils als Jäger zwar dürftig) aber zutrieben. Sie trieben 
weder Ackerbau, noch Handel, aßen das Fleisch aller Thiere ohne 
Ausnahme, und kleideten sich mit ihren Fellen. 
In Hinsicht der Religion waren die Perser über alle Völker des 
Alterthums erhaben. Ihr vorzüglichster Lehrer darin war Z oro áster 
(Zerdutsch), welcher die Hauptlehren in einem Buche sammelte, 
das man Z en d - Ave st a nannte. Nach demlelben gab es ein höch¬ 
stes, von der Körperwelt verschiedenes Wesen unter zwei Gottheiten 
Ormuzd und Ahriman. Beide waren ursprünglich gut; aber Ah¬ 
riman wurde aus Neid gegen Ormuzd böte; von Ormudz kommen 
die guten, von Ahriman die böten Geister. Oie Sonne und das hei¬ 
lige Feuer, welches ne antangs ant Bergen und-unter freiem Himmel, 
fr ater aber in eigenen Feuertempeln unterhielten, waren nur Sinn¬ 
bilder von der Macht des Schöpfers Die Magier, ihre Priester, 
verrichteten den Gottesdienst lehr feierlich. 
Die Hauptlehren der Zend-Avesta waren: Die Seele des 
Menschen ist unsterblich; der Tob ist eine Folge der Sünde der ersten 
Menschen; es giebt nach dem Tode ein Gericht, und nach demselben 
entweder Belohnung oder Bestrafung in einem zukünftigen Leben; die 
Todten werden wieder auferstehen; es werden alle, selbst Ahriman, 
gal werden. 
Die Könige Persiens herrschten despotisch. Wer vor denselben 
erschien, mußte Geschenke bringen und niederfallen. Das Reich war 
in Statthalterschaften oder Satrapien eingetheilt. Der Satrap 
mußte für die Kultur d>s Landes, für die Erhebung der Abgaben und 
für die Erhaltung der Ruhe und Ordnung sorgen, und später auch die 
Heere tm Kriege anführen, welche leztere Gewalt sie oft zu Empörun¬ 
gen benutzten. Zur schnellen Besorgung der Geschäfte waren Eil¬ 
boten angeordnet, welche Anordnung mit unserm heutigen Post- 
wesen viel Aehnlichkeit bat. 
Die persischen Gesetze waren lehr menschenfreundlich, und die 
Erziehung sehr streng. Jever Vater ohne Ausnahme mußte seine 
Kinder der öffentlichen Erziehung und dem öffentlichen Unterrichte 
übergeben. Auf Sittlichkeit wurde eben so streng, als auf Kenntnisse 
gehalten. Der Ackerbau war durch ein Gesetz geheiligt, und dem 
Ackerbauer zur Ermunterung seines Fleißes Belohnungen zugesichert. 
Den Undank sab man als ein entehrendes Verbrechen an, und strafte 
ihn hart. Die Gefangenen wurden in gesunden Gefängnissen verwahrt, 
und stets mit Menschenliebe behandelt. Wer waffenfähig war, mlißte 
am Kriegsdienste Theil nehmen. 
Dieser vortrefflichen Gesttze und Einrichtungen ungeachtet, mach¬ 
ten die Perser doch wenige Fortschritte in der Kultur; sie waren und 
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