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späteren schwachen Karolingern wieder auf. Das Reich wurde in Gaue ge¬
teilt, an deren Spitze Grafen standen. Im Frühjahre fanden die allgemeinen
Reichsversammlungen (Maifelder) statt, zu welchen die geistlichen und welt¬
lichen Großen erschienen. An die Stelle dieser Maifelder traten in späteren
Jahrhunderten die Reichstage. Eine bestimmte Regel für die Zusammen¬
setzung dieser Versammlungen gab es nicht. Doch hatten sie nicht be¬
schließende Gewalt, sondern bildeten nur einen Beirat des Kaisers. Groß
war Karl als Gesetzgeber; seine Verordnungen (Kapitularien) waren zu¬
gleich eine Sammlung der alten und eine Quelle neuer Gesetze.
Die Grafen hatten in ihren Gebieten die militärische und die oberste
Gerichtsgewalt. Sie waren zum Teil Einheimische, meistens aber Franken
und wurden vom Kaiser oft aus niederem Stande gewählt. Noch mehr er¬
weiterte Befugnisse hatten die Markgrafen. Zur Beaufsichtigung aller
seiner Beamten und Würdenträger, auch der geistlichen, sendete der Kaiser
in den späteren Jahren seiner Regierung die Sendgrasen, welche alle Teile
des Reichs bereisten.
Die Verpflichtung aller Freien zum Kriegsdienst und zur Selbst¬
ausrüstung blieb bestehen. Indessen traten mit der zunehmenden Vermin¬
derung der Freien die Lehnsverhältnisse immer mehr in den Vorder¬
grund (s. Seite 27). Die fortwährenden militärischen Lasten bewirkten, daß
die kleineren Besitzer sich dem Heerbann möglichst zu entziehen versuchten.
Deswegen übergaben sie oft ihr Erbgut einem größeren Herrn und traten
in dessen Dienstbarkeit über. Da nun die großen weltlichen und geistlichen
Herren ohnehin danach strebten, den kleinen Allodialbesitz allmählich zu
vernichten, so schwand der altgermanische Heerbann der Gemeinfreien mehr
und mehr, während der Vasallendienst immer größere Bedeutung gewann.
Wenn Karl diese Umwandlung auch in keiner Weise begünstigte, so erkannte
er doch die Notwendigkeit, die sich neu bildenden Lehnsverhältnisse in die
allgemeinen staatlichen Einrichtungen einzuordnen.
Hochwichtig sind auch Karls Bestrebungen um die Förderung der
Kultur, besonders des Landbaus, der Wissenschaft und der Bildung. Karl
war der Erzieher seines Volkes. Selbst aus einem Geschlecht von Land¬
männern entsprossen, legte er auf feinen Gütern Musterwirtschaften an, die
er sorgsam überwachte, und erließ eingehende Anweisungen und Verord¬
nungen *). Der hervorragendste Gelehrte jener Zeit, der alle wissenschaft¬
lichen Kenntnisse in sich vereinigte (Theologie und Philosophie, Mathematik,
x) Vergl. das herrliche Bild des Kaisers in G. Frey tags Bild. a. der deutsch.
Vergangenh. Bd. 1.