16 Die fremden Erdteile.
die Blütezeit der Araber im Mittelalter und auf die Gegenwart herab, wo Afrika
unter die europäischen Kolonialmächte aufgeteilt ist und namentlich Frankreich fast
ganz Nordwestafrika beherrscht, während Großbritannien seinem Kap-Kairoplane
zustrebt. Enge Beziehungen bestanden ferner schon im grauen Altertum zwischen
Indien und Ostafrika, welche Gebiete noch heute regen Berkehr unterhalten.
Ungunst der geographischen Verhältnisse Afrikas. Der Erdteil Afrika hat,
gleich Australien, lange unter der Ungunst seiner geographischen Verhältnisse zu
leiden gehabt.
Charakteristisch ist in dieser Hinsicht vor allem die äußerst mangelhafte
Gliederung der Küsten des Kontinents. Afrika gleicht einem Stamm ohne
Zweige, einem Rumpf ohne Glieder; es hat äußerst einförmigen Küstensaum, sehr
dürftige Jnselbildung und infolge von stellenweise sehr starker Brandung oder ge-
fährlichen Sandbänken auch nur wenig zugängliche Küsten.
Einförmigkeit und Unzugänglichst kennzeichnen auch den Oberflächen bau
Afrikas. Die weitaus vorherrschende Bodenform ist das Plateau, und meist er-
streckt sich nur ein schmaler Tieflandsstreisen längs der Küsten. Hierzu kommt,
daß ein großer Teil der Hochflächen Steppen- und Wüstencharakter an sich trügt.
Viel trug zur Verschlossenheit Afrikas die Natur seiner Flüsse bei; denn
fast alle Ströme, selbst der Nil nicht ausgenommen, haben wegen der durch den
plateauförmigeu Aufbau der Landmassen bedingten häufigen Wasserfälle und
Katarakte als Verkehrsmittel nur einen niedrigen Rang.
Große Schwierigkeiten setzten dann der Durchforschung und Besiedelung des
Kontinents die tropische Hitze und das infolgedessen vielfach recht gefähr-
liche Klima entgegen.
Dazu galt Afrika fast bis in die neueste Zeit als ein Gebiet, das der
sog. Lockmittel des Verkehrs, wie edler Metalle, kostbarer Gewürze nsiri.,
entbehre.
Endlich ist noch daran zu erinnern, daß die Ureinwohner Afrikas, die
Neger, insbesondere der weißen Nasse an geistiger Entwicklung bei weitem
nachstehen.
Aus alledem erklärt sich wohl zur Genüge, daß Afrika lange von den
Europäern gemieden ward und daher auch europäischer Gesittung entzogen blieb.
Gegenwärtige Verhältnisse Afrikas. Seit den letzten Jahrzehnten hat sich
ein ganz gewaltiger Umschwung in der Wertschätzung dieses Erdteils vollzogen.
Das Innere des Kontinents, das noch bis in die Mitte des vorigen Jahr-
Hunderts in tiefes Dunkel gehüllt war, ist nunmehr fast völlig entschleiert. Weder
der Glutbrand der Tropensonne noch der Würgengel des Fiebers oder der
Kannibalismus der Eingeborenen vermochte die Heroen der Afrikaforschung, unter
welchen auch viele deutsche Namen glänzen, von ihrem Vorhaben abzuschrecken.
Die nähere Erforschung des Erdteils ergab auch die völlige
Unrichtigkeit der Anschauung, als sei dieser ein durch-
aus wertloses Gebiet; er erwies sich vielmehr im Besitze
sehr kostbarer Naturerzeugnisse.
So bietet Algerien Korkrinde und Halsa, die Waldbestände von West- und
Zentralasrika liefern reichliche Mengen von Palmöl und Kautschuk; die letzteren