VII. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
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Provinzen beträgt 352, die aus den 1866 erworbenen 80, zusammen 432.
Es kommen auf die Stadt Berlin 9, auf Brandenburg 36, Pommern 26,
Schlesien 65, Preußen 54, Posen 29, Sachsen 38, Westfalen 31, Rhein-
provinz 62, Hohenzollern 2, der Regiertmgsbezirk Wiesbaden wählt 12
(darunter 2 fiir Frankfurt), Kassel 14, Hannover 36, Schleswig-Holstein
18 Abgeordnete. Die Wahl der Abgeordneten ist eine mittelbare und fin¬
det in zwei gesonderten Handlungen statt, nämlich erstens durch Wahl der
Urwähler, welcbe nach Maßgabe der von ihnen entrichteten directen
Steuern in drei Classen wählen, und zweitens durch Wahl der Abgeordne¬
ten durcb die Wahlmänner. Auf je 250 Seelen der Bevölkerung wird
ein Wahlmann gewählt. Das Mandat der gewählten Abgeordneten erstreckt
sich aus die Tauer einer dreijährigen Legislaturperiode. Außer diesen beiden
jährlich gleichzeitig zusammentretenden Kammern exisliren in jeder Provinz
Provinzialstände, welche die die einzelnen Kreise betrefienten Angelegenheiten
berachen. Den verschiedenen BerwaltungStepartements stehen Minister vor,
die vereinigt den Ministerrath bilden unter dem Vorsitze eines Minister¬
präsidenten. Der von Zeit zu Zeit vor dem Könige zusammentretende
Staatsrath, bestehend aus BerttauenSpersonen, giebt seine Meinung ab über
specielle Angelegenheiten, die ihm vorgelegt werden. Jeder Provinz des
Staates ist ein Oberpräsident vorgesetzt, und die Geschäfte jedes Regierungs¬
bezirks verwaltet eine Regierung.
Die Einnahmen aus den alten Provinzen, incl. Hohenzollern, betrugen
1866 173,934,739 Thlr., die Atisgaben stellten sich auf 169,243,365
Thlr., es blieb also ein Ueberschuß von 4,691,374 Thlr., die gesammte
Staatsschuld 1866 betrug 280,820,427 Thlr.
Für 1868 stellt sich der Etat wie folgt:
Für die alten Landestheile:
Einnahme.
Ausgabe.
Ueberschuß.
122,030,000 Thlr. 120,410,000 Thlr. 1,620,000 Thlr.
Für die neuen Landestheile:
.000
Zusammen 159,860,000
.000 Thlr
Zuschuß:
20,000 Thlr
860.000
Die Civilliste sollte um 4 Millionen Thlr. erhöht werden.
Es existiren 25 Festungen. Das Heer zählt im Frieden 235,780,
im Kriege mit der Landwehr 800,000 Mann. Mit dem 20. Lebensjahre
wird jeder junge Mann wehrpflichtig. Die Gebildeteren, auf eigene Kosten
sich erhallenden, die sogenannten Freiwilligen, dienen 1, die anderen 3 Jahre.
Kein^ größeres Land der Welt hat so wohlorganisirte Bilduitgsansialteu
als Preußen: eine Akademie der Wissenschaften und eine Akademie der
Künste, 9 Universitäten, 3 katholische Akademien, 188 Gymnasien, 50 Pro¬
gymnasien, eine Bauakademie, 56 Real- und 475 Bürgerschulen, 614
höhere Mädchenschulen, 60 Schullehrer-Seminare, 7 Seminare für Lehre
*1 Nach dem Staatsanzeiger betrug der Staatshaushalts-Etat für d. I. 1868:
Einnahme 159,757,064 Thlr. Ausgabe 159,757.064 Thlr.
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