VIII Oesterreich.
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steine einen herrlichen Gletscher. Von diesem Gebirgsstocke können eben¬
so die an der österreichischen Grenze fortziehenden, bis zum Wechsel" (5490")
streichenden No rischen Alpen ausgehend gedacht werden, wie die unter-
zahlreichen Namen das Kronland von Kärnten und Krain scheidenden:
zwischen ihnen die Taureu und die über Bruck bis zum Semmering (3480";
Eisenbahutunnel 2770") reichenden Züge. Im Norden ist der Prebühl,
(3840"), als der merkwürdigste Ueber gang, im Süden, nahe der Grenz¬
marke des Grintouz (8000"), die „Nadel" als höchst interessanter, nur
2" breiter Durchgang oder als Paß im zweiten Sinne des Worts zu
merken. Außer dem Charakterflusse, der Mur, ist der Hauptfluß des
Landes, die Drau, zu merken: neben ihnen die Enns mit dem „Gesäuse"
und die Save als Grenzfluß. Unter den in der Regel kräftigen Bewohnern
fallen die unglücklichen Cretius doppelt auf, deren es in Steiermark über
6000 giebt und welche in Obersteiermark weil häufiger sind als in den
niedriger gelegenen Districten. Die ebenfalls auftretende, wie jene auch im
Donauthale und den übrigen Alpengegenden nicht fehlende Kropfkrankheit
soll vom Wasser und dessen Iodgehalte herrühren. Nur der dritte Theil
sind Wenden, die übrigen Einwohner Deutsche; jene wohnen in den nörd¬
lichen, auf Industrie und Alpenwirthschaft verweisenden Theilen, diese sind
in den fruchtbaren Niederungen seßhaft. Hauptproducte sind neben dein
unübertroffenen Eisen und anderen Mineralien (Salz, Steinkohlen) treffliches
Rindvieh, Geflügel (Kapaune), und neben den Mehlfrüchten Wein, Obst
und Karden. Die Industrie ist mit Ausnahme der Verarbeitung des Eisens
nicht bedeutend und selbst diese durch den überhand nehmenden Holzmangel
und das starre Festhalten am Hergebrachten ernst bedroht.
Graz (slav. Hradec), auf beiden Ufern der Mur ungemein malerisch
gelegen, hat 63,200 Einw. Vier (darunter zwei Ketten-) Brücken verbinden
die unmittelbar am schönen Flusse gelegenen Theile, und die Stadt selbst
wird vom Schloßberge, welcher seit 1849 ein Castell trägt, bis 4809 aber
stark befestigt war, beherrscht. Außer einigen von den Franzosen verschonten
Merkwürdigkeiten bietet er gegenwärtig hübsche, durch die amnuthige Aussicht
doppelt interessante Spaziergänge. Die uralte wieder renovirte Lenchkirche
und der Dom, neben welchem das an der Stelle des Katharineukirchleins
stehende Mausoleum Ferdinands II., mögen als die bemerkenSwerthesten
Gebäude nebst dem Landhause erwähnt werden; unter den Lehranstalten
nimmt neben der 1586 gestifteten, 1827 wieder hergestellten Universität
(Bibliothek von 50,000 Bänden) das den Namen des edlen Stifters füh¬
rende Johaunenm mit großartigen Sammlungen und einem botanischen
Garten (in welchem das Monument des Mineralogen Mohs) den ersten
Rang ein; außer ihnen eine eben gegründete Oberrealschule und ein vor
Kurzem den Benedictinern übergebenes Staatsghmnasium. Die Lage an
der Südbahn, unweit von der ungarischen Grenze, hat ziemlich besuchte
Messen und einen bedeutenden Speditioushaudel zur Folge gehabt. Unter
den zahlreichen schönen Punkten der Umgebung ladet besonders auch der
Schöckel (4500") und daS nähere Doppelbad zu Ausflügen ein. Im
alterthümlichen Leoben eine montanistische Lehranstalt, durch Kupfer- und
Eisenhämmer, wie durch den vielfachen Bergbetrieb der Umgebung unter¬
stützt. Zu jenen muß daS Holz oft auf 12—15 M. weit zugeführt wer-