A. Europa.
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war über ein Jahrhundert lang der Ausbildung der Nationalliteratur nicht
günstig, welche erst wieder iin l8. Jahrh, einen neuen Aufschwung nahm,
sich aber dabei vorzüglich an französische Vorbilder hielt. Dieser Periode
gehören an: Konarski, ft 1773; er übersetzte Tragödien ans dein Fran¬
zösischen und dichtete eigene in der nämlichen Art; Krasicki (1734—1801),
welcher komische Heldengedichte, Fabeln und Satiren schrieb, und Kniaz-
nin, geb. 1750, f 1807, als lyrischer Dichter ausgezeichnet. Für das
polnische Theater war als Dichter und Schauspieldirector höchst thätig
Boguslawski, ft 1829. Die neueste Zeit, chie Unruhen, welche der
Theilung Polens vorangingen und sie begleiteten, 'fast noch mehr der letzte
verzweifelte Kampf 1830 haben mehr als alles Frühere eine bedeutende
Zahl ausgezeichneter Dichter und Historiker begeistert, wovon wir nur die
ausgezeichnetsten nennen. Unter den Dichtern: Niemcewicz, geb. 1757,
t 1841, als Soldat, Staatsmann, Dichter und Geschichtsschreiber gleich
berühmt; Mickiewicz, geb. 1798, welcher zuletzt Professor der slavischen
Sprachen am Collège royal in Paris geworden, der Stifter einer poeti¬
schen Schule, zu welcher vorzüglich Brodzinski (1791, ft 1835), Mal-
czeski (1792, ft 1826), Gosczynski, geb. 1803, und Andere gehören.
Unter den neuesten Geschichtsschreibern nehmen die ersten Plätze ein: Lelo-
w el, geb. 1786, welcher großen Antheil an der Revolution 1830 genommen
und nachher in Brüssel lebte: Stanislaus Plater, welcher meist fran¬
zösisch geschrieben, und der 1786 in Polen geborene und 1845 durch Selbst¬
mord umgekommene Graf Eduard Raczynski, dessen jüngerer Bruder,
Athanasius, sich einen bedeutenden Ruf als Kunsthistoriker erworben.
Der belebte und belebende Geist in den Schriften der seit 1830,
besonders nach Belgien, Frankreich und England ausgewanderten Polen
schöpft seine Nahrung aus der Hoffnung der Wiederherstellung eines selbst
ständigen polnischen Reiches. „Noch ist Polen nicht verloren" ist der stets
wiederkehrende Refrain.