212
B. Asten.
mehrere unserer Obstsorten, auch Südfrüchte hervor. Der Thee ist hier nur
wenig im Gebrauch. Die Einwohner (9 Millionen) sind vermuthlich Man¬
dschuren, seit Jahrhunderten mit Chinesen vermischt, deren Sitten sie größten-
theils angenommen haben; doch reden sie eine eigene Sprache, die ebenfalls
durch chinesische Beimischung verunreinigt ist, und bedienen sich zwar der
chinesischen Schrift, haben aber auch eine Buchstabenschrift zum Gebrauch
im gemeinen Leben. Ihre Religion ist der Buddhaismus. Der König,
nach außen zwar abhängig, ist völlig unumschränkt im Innern, und der
Despotismus tritt hier noch härter und grausamer als in China hervor.
Das Land soll sehr fleißig angebaut und stark bevölkert sein. Die Haupt¬
stadt des Landes ist Han-jang (kjeng-kei-to), sie liegt fast in der Mitte
des Landes, zwischen zwei Flüssen.
4. Die Liu-kiu- auch Lieukhieu-Inseln bestehen aus einer kleinen
Inselkette zwischen dem 141 und 148" ö. Lg. und dem 24 bis 30" n. Br.,
und enthalten über 125 sljM. und 400,000 Einw. Die meisten sind von
Kalkfelsen und Korallenriffen umgeben, doch haben sie auch gute Landungs¬
plätze; die Berge im Innern erheben sich nicht über 4—500'. Das Klima
ist, durch Seewinde gemildert, sehr angenehm. Der Boden ist vortrefflich
angebaut und trägt, außer Reis, Weizen und einer Fülle der schönsten
Früchte, noch Thee, Zuckerrohr, Pfeffer, Baumwolle, Taback und Firniß-
bäume. Ackerbau und Viehzucht beschäftigen die Einwohner; dieselben
werden uns als äußerst gutmüthig, reinlich und verständig geschildert. Sie
haben einen König und einen Erbadel; ihre Sprache ist die japanische. Ihre
Religion ist die des Fo. Wir verdanken unsere älteren Nachrichten über
diese Inseln fast einzig einem englischen Schiffe, welches 1818 hier einige
Zeit verweilte. Ans der neuesten Zeit haben wir interessante und wichtige
Nachrichten den japanischen Expeditionen zu danken. Im Jahre 1853 be¬
suchte Commodore Perrh die Inseln. Einem -deutschen Maler Heine,
welcher diese berühmte Expedition begleitete, danken wir manche schöne
Illustration.
Die Liu-kiu bilden einen Lehnsstaat, der an Japan Tribut bezahlt.
Der Inhaber der höchsten Gewalt stand zur Zeit, als Perrh die Insel
besuchte, noch in unmündigem Alter, der Commodore hatte deshalb mit dem
Vormund, einem ehrwürdigen Greis zu verhandeln. — Der Haupthafenort
ist Napa oderNawa ans der Insel Okinawa (Gr. Liu-kiu) gelegen. Eine
halbe Meile entfernt von diesem liegt die Hauptstadt Schn dp.