Full text: Asien, Australien, Afrika, Amerika (Bd. 3)

X Das Capland. 
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aber 6 — kambomue d. h. „nimm hinzu eins," 7 
kambombari, 
d. h. „nimm hinzu zwei" (zur fünf), 8 — kambondatu d. h. „nimm hinzu 
drei" (zur fünf), für 9 und 10 sind in der Regel besondere Benennungen. 
Wenn die Kasir (Zulu und Amacoprosa) drei Schnalze in ihrer Sprache 
haben, so ist das von den Hottentotten überkommen. Die anderen Bantu- 
vblker kennen diese Laute nicht und witzeln darüber. Auch in ihren religiö¬ 
sen Anschauungen weichen sie vollständig von den Völkern im Süden und 
Norden ab. Ihr Glaube ist eine Art Ahnendienst. Gemeinsam ist ihnen 
der Name des höchsten Wesens resp. Urahnen. Man glaubt, derselbe habe 
die lebenden vierfüßigen Thiere und Menschen aus dem Pflanzenreiche her¬ 
vorgehen lassen, z. B. bei den Herero aus dem Baume Omumborombonga; 
die Betschuanen binden noch heute in diesem Glauben bei der Geburt eines 
Kindes Schilf über die Schwelle des Hauses! Die Bantu stehen physisch 
und psychisch höher als die Hottentotten. Ausschließliche Jägervölker giebt 
es unter ihnen nicht; Nomaden sind sie alle, und viele bilden schon einen 
Uebergang zum Ackerbau. Die Ovambo (die Ackerbautreibenden) haben 
sogar ihre Felder durch Marksteine abgegrenzt, schmieden Metalle, haben 
selbsterfundene Blasebälge und treiben Handel mit den Producten ihrer 
Industrie. Eigenthümlich ist die Kreissorm, in der diese Völker ihre Hütten 
zu bauen pflegen. Der Kasir soll so intensiv den Kreis als die einzig 
mögliche mathematische Form in sich aufgenommen haben, daß, wenn man 
ihm ein Loch viereckig aussticht und er dasselbe weiter arbeitet, er es rundet. 
Die Kasir leben nicht in Städten, sondern in kleinen Dörfern (Kraals), 
welche je nach Bedürfniß bald hier bald dort abgebrochen und auf anderer 
Stelle aufgebaut werden. Sie haben eine monarchische Verfassung und 
erbliche Könige, deren Macht aber sehr unbedeutend ist. Durch die immer 
weiter nach Osten vorschreitenden Ansiedelungen der Europäer und ihre 
Ungerechtigkeiten gegen die Ureinwohner erbittert, haben die Küstern häufige 
Einfälle in das Gebiet der Colonie gemacht, viele Heerden zerstört oder 
eggeführt und viele Ansiedelungen vernichtet; erst nach blutigen Kämpfen 
wurde 1835 für kurze Zeit der Friede wieder hergestellt, bald aber brach 
der Krieg wieder aus, welcher bis 1853 mit wechselndem Erfolge geführt 
wurde. - .■ 
Die Colonisten kann man in drei Klassen theilen. Die Wein¬ 
bauern, meist in der Nähe der Capstadt, sind die wohlhabendsten von allen. 
Sie sind meist französischer Abkunft, haben aber ihre Sprache längst ver¬ 
gessen; doch zeichnen sie sich durch Lebhaftigkeit und Bildung vor den übn 
gen Vortheilhast aus. Ihr größter Stolz ist, mit 6 — 8 schönen Pferden 
nach der Capstadt zu fahren. Sie versehen das Land nicht allein mit Wein, 
sondern auch mit Branntwein, und ihre Haushaltung ist auf europäischem 
Fuß eingerichtet. Nach ihnen sind die Kornbauern die reichsten; es sind 
meist Holländer. Sie bauen das fruchtbare Land höchst nachlässig; statt 
der Pferde bedienen sie sich der Ochsen, welche auch das Getreide aus¬ 
dreschen. Obgleich gewöhnlich groß und stark, sind sie unglaublich träge; 
Alles müssen die Sclaven verrichten; dreimal des Tages sehr nahrhafte 
Speisen genießen, viel Branntwein trinken, beständig Taback rauchen und 
still sitzen ist ihr höchstes Glück; in den entfernteren Gegenden können viele 
nicht lesen und schreiben. Die Gras- oder Viehbauern endlich bestehen
	        
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