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schleunigen Aufbruch, während am Ufer Thorax mit dem Fußvolk neben¬ 
her marschierte. 
Konon, der den Angriff merkte, gab das Signal, unverzüglich an 
Bord zu eilen. Aber die Leute waren verstreut, so daß einige Schiffe 
nur zwei Ruderreihen besetzt hatten, einige nur eine, manche ganz leer 
waren. Nur das Schiff des Konon und sieben andere waren vollbesetzt, 
und die Paralos.Diese stachen in See, während Lysander die anderen 
alle am Lande überrumpelte. Auch die Mehrzahl der Mannschaften trieb 
er am Lande zusammen; nur einige retteten sich in die Kastelle. Als 
Konon sah, daß die Sache der Athener verloren sei, suchte er mit seinen 
nenn Schiffen das Heil in der Flucht und fuhr zu Euagoras nach Kypros, 
während die Paralos nach Athen segelte, um das Vorgefallene zu melden. 
Lysander aber brachte die Schiffe, die Kriegsgefangenen sowie die ganze 
übrige Beute nach Lampsakus und sandte den Seeräuber Theopomp aus 
Milet mit der Siegesnachricht nach Lazedämon. 
34. Bor betn Geschworenengerichte in Athen, ca. 403 v. Chr. 
Aus der politisch hochbedeutsamen Anklagerede des Lysias gegen einen dev 
früheren Dreißig wegen Ermordung seines Bruders. (Reden gegen Erato- 
sthenes, § 4 ff. Nach F. Banr.) 
Lysias, einer der zehn attischen Redner (geb. 440, gest. 378 in Athen), 
floh vor den Dreißig nach Megara und half dem Thrasybul bei der Befreiung 
Athens. Seine meist gerichtlichen Reden gelten als Muster des attischen Stiles. 
Mein Vater Keph alos hatte sich von Perikles bestimmen lassen, 
nach Athen zu kommen,2) und wohnte hier dreißig Jahre, ohne daß wir 
oder er jemals andere gerichtlich belangt hätten oder von anderen wären 
vor Gericht gezogen worden. Nun kamen aber die gottlosen Dreißig an 
die Regierung. Da erklärten Theognis und Peison3) im Rate derselben, 
unter den Metöken [(Schuljfmrgern] seien einige mit der bestehenden Ver¬ 
fassung unzufrieden; dies fei eine schöne Gelegenheit, sie scheinbar zu be¬ 
strafen, in Wahrheit aber sich Geld zu verschaffen. Es hielt nicht schwer 
die Dreißig zu überreden, und man beschloß nun, zehn Männer zu ver¬ 
haften. Sie verteilten die Häuser *■) unter sich und machten sich ans Werk. 
Mich trafen sie, als ich gerade Gastfreunde bewirtete. Nachdem sie diese 
verjagt, übergaben sie mich dem Peison. Tie andern aber gingen in die 
Werkstätte5) und nahmen ein Verzeichnis der Sklaven aus. Nun fragte 
ich Peison, ob er geneigt wäre, für Geld mich zu retten. Er erwiderte, 
ja, wenn es viel wäre. Ich versprach ihm nun ein Talent Silbersti) zu 
geben, worauf er sich bereit erklärte. Nun wußte ich zwar wohl, daß er 
weder Götter noch Menschen achte; dennoch schien es mir unter diesen 
Umständen vor allem nötig zu sein, eine eidliche Zusicherung von ihm zu 
») Ein Nachrichtenschiff. — 2) Von Syrakus. 
3) Mitglieder der Dreißig; Lenophon, Hellen. II, 3, 3. 
4) d. h. die Vornahme der Verhaftungen. 
5) Lysias betrieb mit seinem Bruder eine Schildfabrik. — 6) 4715 Jb.
	        
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