Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

VUf. Weitere Schicksale der Reformation-; Tod Karls V. 131 
Erfindungen für die katholische Lehre ausgegeben würden. Die Ab¬ 
stellung der allerdings eingeschlichenen groben Mißbräuche wünschen 
übrigens die Katholiken nicht minder wie die Protestanten, und die 
tridenter Kirchenversainmlung bietet hiezu das beste Mittel. — Diese 
und ähnliche Ansichten wurden von den Bekennern der neuen Lehre 
theils milde und gründlich, theils mit Leidenschaft widerlegt, wie 
denn Luther ein überheftiges Buch ausgehen ließ: ,, wider das Papst¬ 
thum, vom Teufel gestiftet." Hier sah man den Papst mit Esels¬ 
ohren versehen und vom Teufel bedient, auf einer Sau reitend und 
dergl. Bei solch übermüthigem Hohn gegen das Bestehende, solchem 
Wüthen mit Mord und Brand gegen die Neuerer, sollte der zwischen 
beiden Theilen hingestellte Kaiser vermitteln und die Kirchenversamm¬ 
lung Einigkeit und Gehorsam herstellen! 
Als Paul HI. nach dem Frieden von Crespp gewahrte, daß die 
Berufung einer allgemeinen Kirchenversammlung schwerlich länger zu 
umgehen sei, beschloß er diesen Schritt zu beeilen, damit aller Schein 
des Zwanges wegfalle. Seine, mit großer und doch vorsichtig ge¬ 
faßter Vollmacht versehenen Legaten (denn selbst nach Trident zu ge¬ 
hen hielt Paul für unräthlich) fanden aber im März 1545 daselbst 
so wenig Bischöfe, daß schon um deswillen die Versammlung nicht 
konnte eröffnet werden. Die Anwesenden wurden überdies ob der 
Zögerungen ungeduldig und geriethen in Geldmangel, welchem der 
Papst kaum abhelfen durfte, um nicht Klagen der Protestanten über 
Bestechung herbeizuführen. Manche gingen deshalb ohne Erlaubniß 
fort, Andere behaupteten: der Kaiser sei an der Zögerung schuld und 
werde gewiß, sobald die Protestanten ihm sonst gehorchten, die Ver¬ 
sammlung ganz preisgeben. Hiemit wäre der Papst (dem das Con¬ 
cilium ohnehin nicht als ein genügendes Mittel erschien die Ketzer 
in Ordnung zu bringen) wohl zufrieden gewesen, allein Karl wider¬ 
sprach beharrlich dem Auflösen oder Verlegen der Versammlung. 
Vielleicht hätten ihn größere Bewilligungen seitens des Papstes nach¬ 
giebiger gemacht, aber dann wäre Paul mit der spanischen Geist¬ 
lichkeit zerfallen; und kaum hatte man diese und andere, mehr oder 
weniger gegründete Bedenken beseitigt, so rief König Franz im No¬ 
vember 1545 die französischen Bischöse zurück, um die Protestanten 
zu gewinnen und gegen den Kaiser aufzureizen. 
Weil aber dringende Bcsorgniß entstand, Karl werde sich viel¬ 
mehr mit jenen versöhnen, so erschien es durchaus nöthig von Sei- 
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