/4 IV. Kriegs - und Ritterthum zu Ausgang des fünfzehnten und Anfang des
Errichtung eines Regiments dem erkorenen Obristen eine weite Aus¬
sicht uns Erwerb bot, so hatten die Fürsten nicht immer gleich nöthig,
den Seckel aufzuthun; sondern der Obrist bestritt die Werbung zu¬
nächst auf seine Kosten, war er zumal ein durch viele Feldzüge und
glückliche Thaten berühmter und bereicherter Manu. Er wählte unter
seinen Vertrautesten den Obristlieutenant und setzte den einzelnen Fähnlein
Hauptleute vor. Mittelst dieser lief Werbung schnell durch Landge¬
meinden, Flecken und Städte. Ehrliche, rüstige Gesellen wurden
überall durch Trommelschlag und Bekanntmachung des fürstlichen
Werbepatents zum Kriegsspiel eingeladen; und in kurzer Zeit war
gewöhnlich eine Menge junger Helden zusammengelaufen. Man darf
nicht glauben, daß müsfiges Gesindel und der Hand der Gerechtig¬
keit entronnene Verbrecher ihr Brot in des Kaisers Regiment gesucht
hätten. Der Eintritt war nicht so leicht; nur, wer versehen mit
Wams und Schuhen, Blechhaube, Harnisch, gutem Schwerte, einer
Hellebarde, außerdem auch noch mit etwas Geld vor dem Haupt¬
mann erschien, ward in die Musterrolle aufgenommen. 9tur Bürger
und Landleute von einer gewissen Wohlhabenheit konnten somit in
den Kriegsdienst treten.
Wenn ein Kriegsgesell seinen Namen in die Musterrolle dcS
Hauptmanns eintragen lassen, auch der Brauch war bekannt worden,
erhielt er ein Stück Geld auf den Kauf, um sich bestimmten Tags
an den beschiedenen Sammelplätze einzustellen. Sobald die Haufen
zusammengeflossen waren, fand sich kaiserlicher- und fürstlicherseits ein
Musterherr ein; Kriegsräthe und Musterschreiber standen ihm zur
Seite. Dann wurde auf freiem Felde eine Pforte von Spießen auf¬
gerichtet, zwei mit dem Schaft in die Erde gesteckt und ein Spieß
darüber. Dadurch ließ der Musterherr die Knechte eines jeden Fähn¬
leins ziehen. In jedem Fähnlein mußten hundert Uebersolde, d.h.
adlige und sonst ehrliche, verlässige Leute eintreten, welche ,,daö erste
Blatt" bildeten; Doppelsold empfing nur, wer ganz vorzüglich ge¬
harnischt erschien. Nach der Musterung wurde der Artikelbrief, der
von guter Ordnung und Kriegszucht handelte, verlesen. Die Gewalt
der Obristen war eine unbeschränkte. Das Regiment gliederte sich
in Hauptleute, Fähndriche, Weibel. Mit Hanptmannsrange ge¬
schmückt erblicken wir den Hurenweibel. Der altgermanische Ge¬
brauch, Weib und Kind auf Kriegszügen mitzuschleppen, fand im
Regiment der Landsknechte um so eher Eingang, als dieses Institut