119
Deutschland und die Schlacht im Teutoburgerwalde.
Uebermaß und setzten im Würfelspiel bisweilen selbst die Freiheit
ein. Sie waren Heiden, doch keine Götzendiener. Ihre Götter
verehrten sie in heiligen Hainen; nach dem Tode erwarteten sie
in Walhalla alle Genüsse, welche sic auf Erden liebten, in
höchster Fülle. Die Römer rühmten ihre Tapferkeit, Treue und
Redlichkeit gegen Freunde. Gegen Feinde hielt der Germane
jede List und Verstellung für erlaubt. Die einzelnen Völker¬
schaften lebten unabhängig von einander unter Fürsten nach freier
Wahl. Alle wichtigen Angelegenheiten wurden in Volksver¬
sammlungen entschieden. Die Waffen legte der freie Mann nie
ab; in Kriegen ward der Tapferste zum Führer erwählt. Für-
Freiheit und Vaterland verspritzten die Deutschen freudig ihr
Blut; nur der größer» Kriegskunst, nie der Tapferkeit ihrer
Feinde sind sie unterlegen.
Zur Zeit des oben genannten Kaisers Angustus beherrsch-
ten die Römer beinahe alle damals bekannten Länder Eurvpa's,
den nördlichen Küstenstrich Afrika's und ganz Westasien; Deutsch¬
land konnten sie nie ganz unterjochen. Zahlreiche römische Heere
drangen zwar bis an die Weser, ja sogar bis zur Elbe vor; aber
der unfreundliche Himmelsstrich, die dichten Wälder und beson¬
ders der angeborne Freiheitssinn der kräftigen, streitbaren, gegen
alle Strapazen des Krieges abgehärteten Deutschen verhinderte
den dauernden Besitz der Eroberungen; nur an den Ufern des
Rheins konnten die Römer ihre Herrschaft länger behaupten.
Augustus suchte besonders auf die Stammhäupter zu wir¬
ken ; die Bekanntschaft mit römischen Sitten sollte sie der Römer¬
herrschaft geneigt machen. In dieser Absicht ließ er mehrere
deutsche Jünglinge von vornehmer Geburt in Rom erziehen.
Unter denselben befand sich auch ein Sohn des Cheruskerfürsten
Sigmar, von seinen Landsleuten Hermann, von den Römern
Arminius genannt. Seine Verdienste int Heere erwarben ihm
das römische Bürgerrecht und die Erhebung in den Ritterstand.
Aber diese Auszeichnungen vermochten nicht, in dem heldenmü-
thigerr Jünglinge die Erinnerung an die vaterländischen Götter
zu verwischen. Er haßte die römische Gewaltherrschaft, und der