Polens Untergang.
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Friedrichs d. Gr., der Prinz Heinrich, zum Besuche in Peters¬
burg, und gegen diesen äußerte Katharina in Bezug auf das
Vorgefallene: „Wie es ihr schien, sei Polen ein Land, in welchem
man sich nur zu bücken brauche, um etwas aufzunehmen." Diese
Andeutung war dem Prinzen ausreichend, um sogleich eineu Plan
zur Theilung Polens unter Rußland, Oesterreich und Preußen zu
entwerfen und ihn seinem Bruder in Berlin zu übersenden. Dieser
war damit zufrieden, und nun ging 1772 die Theilung vor sich.
Preußen erhielt das jetzige Westpreußen, Oesterreich Galizien und
Rußland einige östlich gelegene Provinzen. Die Polen waren außer
sich, als sie hiervon hörten. Doch sie mußten sich fügen, denn man
drohte ihnen, daß wenn sie sich nicht unterwürfen, sie ihr ganzes
Land verlieren würden.
Jämmerlich ging es von jetzt ab in dem den Polen noch ge¬
lassenen Lande zu. Ueberall traten Parteien hervor, und der
verheerendste Bürgerkrieg herrschte.
Endlich raffte sich das Volk 1788 noch einmal auf, um einen
Versuch zur Abschütteluug des russischen Joches zu machen. Die
Zeit schien insofern hierfür günstig, als Rußland gerade in einen
Krieg mit den Türken verwickelt war. Preußen wollte das Unter¬
nehmen der Polen unterstützen und schloß zu dem Ende mit ihnen
1790 ein Bündniß. Zugleich war der polnische Reichsrath be¬
müht, nützliche Einrichtungen im Lande zu treffen, das Wahlreich
Polen insein Erbreich zu verwandeln und auch der verderblichen
Adelswirthschaft ein Ziel zu setzen. Dagegen traten nun aber
mehrere, durch russisches Geld erkaufte polnische Edelleute in
Targo witsch zu einer Conföderation zusammen und suchten
zu ihrer Hülfe die Unterstützung Rußlands nach. Als Preußen
dies sah, nahm es seine früheren Versprechungen zurück und schloß
mit Rußland einen Vertrag zu einer neuen Theilung Polens (1793),
weil, wie es darin hieß, die vielen Parteiungen in Polen es
nöthig machten, das Land in engere Grenzen einzuschließen. In
Folge dieser Theilung erhielt Preußen das jetzige Südpreußen.
— Dies veranlaßte die Poleu, sich mit aller Kraft dagegen zu
erheben und das Aeußerste zur Erringung ihrer alten Freiheit zu
wagen. An die Spitze der Bewegung stellte sich der edle Pole
Ko seiusko. Kräftig drängte er die Russen zurück, und die
russische Besatzung in Warschau wurde von dem erbitterten Volke
ermordet (1794). Schon jauchzten die Polen auf und erwarteten
einen glücklichen Ausgang des Kampfes, als plötzlich erst ein
preußisches und sodann ein russisches Heer unter ihrem grausamen
Fischer, Gcsch. Ir Curs. 7