Full text: Deutsche Geschichte (Cursus 2)

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Das Ritterthum. 
der ihnen in jeder Beziehung als Muster dienen sollte. Das 
Geschäft eines solchen Knaben, der den Namen „Bube" führte, 
war, bei der Tafel aufzuwarten, die Waffen zu säubern, seinem 
Herrn beim Aufsteigen auf's Roß die Bügel zu halten und sich im 
Fechten, Schießen und Reiten zu üben. In seinem vierzehnten 
Jahre wurde er durch Umgürtung eines Schwertes zum Knappen 
(Knaben) gemacht, als welcher er der stete Begleiter feines Herrn 
war. Treue Anhänglichkeit an demselben war seine Hauptpflicht, 
und sein Ruhm war groß, wenn er in einer Schlacht demselben 
das Leben rettete. Sobald der Knappe sein zwanzigstes Jahr 
erreicht hatte, ward er feierlich zum Ritter geschlagen. Die Nacht 
vorher mußte er in voller Rüstung in einer Kapelle zubringen 
und sich durch Fasten, Beten und Empfang der heiligen Sacramente 
zur bevorstehenden Feier geschickt machen. Am Morgen ward er, 
-begleitet von Knappen und Edelfrauen, die seine Rüstung, Helm, 
Sporen und Wehrgehenk trugen, in die Kirche geführt. Daselbst 
mußte er vor dem Altar niederknieen und feierlich den Rittereid 
schwören. Hiernach empfing er von einem Ritter durch dreimaliges 
Berühren seines Halses und seiner Schulter mit einem Schwerte 
den Ritterschlag. Alsdann wurde ihm seine Rüstung angethan, 
und er bestieg sein Roß. Freudige Feste beschlosien die Feier¬ 
lichkeit. 
Da es nicht möglich war, einen Ritter zu erkennen, sobald 
er sich in seinem vollen Harnisch mit vorgeschobenem Visir zeigte, 
so war es nöthig, daß er zu seiner Erkennung im Kampfe ein 
Abzeichen führte. Dasselbe bestand entweder in dem Bilde eines 
Löwen, oder eines Bären, Hirsches, Adlers u. dgl., und aus 
ihnen sind die Wappen entstanden. Besondere Verzierungen der 
Helme (Kleinodien) - dienten zur weiteren Bezeichnung der ver¬ 
schiedenen Familienglieder. Ihre Namen führten die Ritter nach 
ihren Besitzungen, wie Rudolph von Habsburg, Friedrich von 
Hohenzollern re. Als ihnen später diese Besitzungen verloren gingen, 
blieb ihnen als Bezeichnung ihres Adels nur das Wörtchen „von". 
Am höchsten blühte das Ritterwesen zur Zeit der Kreuzzüge, 
wo auch die drei Ritterorden: der der Johanniter, der Templer 
und der Deutschritter entstanden.*) Die Hauptvergnügungen der 
Ritter waren die Turniere, d. h. feierliche Kampfspiele, die 
bei gewissen Veranlassungen abgehalten wurden. Die Ankündigung 
derselben geschah durch Herolde. Jeder Ritter, der an einem 
') Siehe Cursus f.
	        
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