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Des Kurfürsten Sorge für Schule und Kirche. Auch die Sorge für
Schule und Kirche setzte Friedrich Wilhelm nicht hintan. Die beiden Uni¬
versitäten Königsberg und Frankfurt an der Oder stellte er wieder
her. So wurde es möglich, wieder tüchtige Geistliche, Rechtsgelehrke, Ärzte
und Lehrer auszubilden. Zu Berlin wurden auch die große Bibliothek
(heute Königliche Bibliothek) und mehrere wissenschaftliche Sammlungen be¬
gründet. Für die Volksschulen ist dagegen wenig geschehen.
Aus kirchlichem Gebiete war der Kurfürst duldsam. Er selbst war zwar
reformiert, wollte aber jeden seines Glaubens leben lassen. Deshalb strebte
er dahin, die beiden evangelischen Bekenntnisse miteinander auszusöhnen. Er
ernannte sich selbst zum obersten Landesbifchof und fetzte ein lutherisch¬
reformiertes Konsistorium ein. Beide Konfessionen wurden überall für gleich¬
berechtigt erklärt. Jeder Geistliche mußte eine Schrift unterzeichnen, in der
er sich verpflichtete, nicht gegen das andere Bekenntnis zu predigen.
Damals lebte in Berlin der lutherische Geistliche Paul Gerhardt;
der war Pfarrer an der Nikolaikirche.
Er war ein strenger Lutheraner, ein frommer Manu, hatte zwar niemals
wie andere auf die Reformierten geschimpft, aber doch gegen ihre Glaubens¬
meinung gepredigt. Der weigerte sich nun, die Schrift zu unterschreiben,
weil er dann nicht mehr so predigen könnte, wie sein Gewissen es ihm vor¬
schriebe. Die fromme Kurfürstin, die Gerhardt sehr gut leiden konnte, weil
er so viele schöne geistliche Lieder gedichtet hatte, bat ihren Gemahl, er möchte
dem Pfarrer die Unterschrift erlassen. Das tat der Kurfürst, ließ aber Ger¬
hardt sagen, er hoffe, daß sich der Geistliche so verhalten würde, wie er es
verlangte. Als jener dies nicht versprach, setzte ihn der Kurfürst ab. Gerhardt
lebte noch eine Zeitlang in Berlin, dann ging er nach Sachsen und bekam
dort eine andere Pfarrstelle.
Sich selbst zum Troste soll er in dieser Zeit das schöne Lied: „Befiehl
du deine Wege" gedichtet haben.
Es war aber gut, daß der Kurfürst durchgegriffen hatte. Der ärger¬
liche Streit hörte auf, und die Evangelischen näherten sich einander wieder
in Liebe.
Der Grotze Kurfürst und seine Familie. Sehr viel tat Friedrich
für seine Residenzstadt Berlin. Sie verdankt ihm die Erneuerung des
Schloffes und die Erbauung vieler schöner Gebäude, die Anlegung der Straße
„Unter den Linden" und die Umwandlung des Tiergartens in einen Wald¬
park, ferner die Pflasterung und Beleuchtung der Straßen. Durch Heran¬
ziehung neuer Bürger (namentlich der Franzosen) wurde sie bedeutend ver¬
größert, so daß sie beim Tode des Kurfürsten 20000 Einwohner zählte.
Sie hatte also um 14000 Einwohner zugenommen.
Im Berliner Schlosse führte der Kurfürst, den man schon bald nie anders
als den Großen Kurfürsten nannte, ein glückliches Familienleben. Er war
zweimal verheiratet. Seine erste Gemahlin war Luise Henriette von
Nassau-Oranien, die Tochter jenes berühmten Statthalters der Nieder¬
lande. Sie hatte sich jung mit dem Gatten vermählt. Anfangs kam ihr
der Tausch ihrer schönen, bevölkerten und reichen Heimat mit der sandigen,
öden und armen Mark hart an. Zeitlebens hat sie Heimweh gehabt, auch
fast nur holländisch gesprochen. Aber dennoch stand sie ihrem Gemahl treu
Spielmann. Schülerheft III. 2