Full text: Deutsche Geschichte (Cursus 2)

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Die altert Deutschen 
Die wichtigsten einzelnen Völkerschaften unter ihnen waren: die 
Franken am Niederrhein, die Sachsen an der Weser, die 
Friesen an der Nordsee, die Alemannen in Schwaben, die 
Baiern im jetzigen Baiern unff die Wenden und Sueven 
im nördlichen Deutschland. Die ersten Nachrichten von Deutsch¬ 
land und seinen Bewohnern giebt uns der römische Schriftsteller 
Tacitus kurz vor Christo. Nach ihm war Deutschland damals 
ein sehr rauhes, wildes, zum Theil mit Urwald bedecktes Land. 
Nur hier und da trug der Boden Getreide, Gemüse und Futter- 
kräuter; nur hier und da fand man Salz und Metalle. An 
Hausthieren hatte man Rindvieh, Pferde, Ziegen, Schafe, Ge¬ 
flügel und Bienen; an Jagdthieren Bären, Hirsche, Eber rc. 
Ihnen in den dichten Wäldern nachzustellen, war der Deutschen 
größte Freude. Haus, Hof und Feld mußten die Weiber und 
Gefangenen besorgen. — Körperlich zeichneten sich die Deutschen 
durch Größe, Kraft und Stärke, durch eine weiße Haut, gold¬ 
gelbe Haare und blaue, feurige Augen aus — geistig durch 
Muth, Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe, Gottesfurcht, 
Keuschheit, Gastfreundschaft, Treue und Redlichkeit. Ihre gewöhn¬ 
liche Nahrung war Milch und Fleisch, ihr Getränk Bier (aus 
Gerste und Hafer) und Mcth (aus Honig und Wasser). Von 
Krieg und Jagd ermüdet, ruhten sie auf ihrer Bärenhaut, zechten, 
und ließen sich von ihren Sängern (Skalden) Heldenlieder vor¬ 
tragen. Leidenschaftlich liebten 'sie das Würfelspiel, und der 
letzte Wurf galt oft ihrer Freiheit. Ihre Waffen waren Lanzen, 
Schwerter, Streithämmer und Streitäxte. Die Frauen gingen in 
langen Haaren einher und trugen von einem Gürtel umschlungene, 
eigens gewebte Linnenkleider. Von den Künsten pflegten die 
Deutschen nur die Dichtkunst. Ihre Schriftzeichen (Runen) schnitten 
sie entweder in Holzstäbe oder in Steine. Baudenkmäler kommen 
bei den alten Deutschen nicht vor; denn sie wohnten nur in 
Hütten von Holz oder Lehm, mit Stroh oder Rasen gedeckt. — 
Das Volk theilte sich in Freie und Nicht freie. Frei waren die 
wehrhaften Männer, die ein festes Eigenthum besaßen; nichtfrei, 
wer selbstständig nichts besaß und von einem Andern abhängig 
war. Sehr hoch wurde die Ehe gehalten und die Beleidigung 
eines Weibes doppelt schwer gebüßt. Frauen, bei denen man 
eine Sehergabe fand, hielt man für heilig. Die Braut wurde 
dem Vater oder dem Vormunde abgekauft. Nach dem ersten 
Morgen der Ehe erhielt sie von ihrem Manne eine Morgengabe. 
Erst später kam die Mitgift aus. Starben die Männer, so tödteten
	        
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