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Die altert Deutschen
Die wichtigsten einzelnen Völkerschaften unter ihnen waren: die
Franken am Niederrhein, die Sachsen an der Weser, die
Friesen an der Nordsee, die Alemannen in Schwaben, die
Baiern im jetzigen Baiern unff die Wenden und Sueven
im nördlichen Deutschland. Die ersten Nachrichten von Deutsch¬
land und seinen Bewohnern giebt uns der römische Schriftsteller
Tacitus kurz vor Christo. Nach ihm war Deutschland damals
ein sehr rauhes, wildes, zum Theil mit Urwald bedecktes Land.
Nur hier und da trug der Boden Getreide, Gemüse und Futter-
kräuter; nur hier und da fand man Salz und Metalle. An
Hausthieren hatte man Rindvieh, Pferde, Ziegen, Schafe, Ge¬
flügel und Bienen; an Jagdthieren Bären, Hirsche, Eber rc.
Ihnen in den dichten Wäldern nachzustellen, war der Deutschen
größte Freude. Haus, Hof und Feld mußten die Weiber und
Gefangenen besorgen. — Körperlich zeichneten sich die Deutschen
durch Größe, Kraft und Stärke, durch eine weiße Haut, gold¬
gelbe Haare und blaue, feurige Augen aus — geistig durch
Muth, Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe, Gottesfurcht,
Keuschheit, Gastfreundschaft, Treue und Redlichkeit. Ihre gewöhn¬
liche Nahrung war Milch und Fleisch, ihr Getränk Bier (aus
Gerste und Hafer) und Mcth (aus Honig und Wasser). Von
Krieg und Jagd ermüdet, ruhten sie auf ihrer Bärenhaut, zechten,
und ließen sich von ihren Sängern (Skalden) Heldenlieder vor¬
tragen. Leidenschaftlich liebten 'sie das Würfelspiel, und der
letzte Wurf galt oft ihrer Freiheit. Ihre Waffen waren Lanzen,
Schwerter, Streithämmer und Streitäxte. Die Frauen gingen in
langen Haaren einher und trugen von einem Gürtel umschlungene,
eigens gewebte Linnenkleider. Von den Künsten pflegten die
Deutschen nur die Dichtkunst. Ihre Schriftzeichen (Runen) schnitten
sie entweder in Holzstäbe oder in Steine. Baudenkmäler kommen
bei den alten Deutschen nicht vor; denn sie wohnten nur in
Hütten von Holz oder Lehm, mit Stroh oder Rasen gedeckt. —
Das Volk theilte sich in Freie und Nicht freie. Frei waren die
wehrhaften Männer, die ein festes Eigenthum besaßen; nichtfrei,
wer selbstständig nichts besaß und von einem Andern abhängig
war. Sehr hoch wurde die Ehe gehalten und die Beleidigung
eines Weibes doppelt schwer gebüßt. Frauen, bei denen man
eine Sehergabe fand, hielt man für heilig. Die Braut wurde
dem Vater oder dem Vormunde abgekauft. Nach dem ersten
Morgen der Ehe erhielt sie von ihrem Manne eine Morgengabe.
Erst später kam die Mitgift aus. Starben die Männer, so tödteten