Full text: Deutsche Geschichte (Cursus 2)

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Erstes Auftreten deutscher Völker. 
des Teutoburger Waldes und rieb ihn hier völlig auf. Aus 
Verzweiflung darüber stürzte sich Varus in sein Schwert. Die 
Gefangenen wurden in die Haine geschleppt und den Göttern 
geopfert. Der Kaiser Augustus in Rom aber, als er von dieser 
Niederlage hörte, lief besinnungslos umher und rief einmal über 
das andere aus: „Varus, Varus! gieb mir meine Legionen wieder." 
Durch diese Hermanns-Schlacht (9 n. Chr.) wurde Deutschland 
vor fremder Knechtschaft bewahrt, und es behielt seine eigene 
Sitte, Sprache und Art. Armin aber starb von Mörderhand, 
die Neid und Eifersucht gegen ihn ausstreckten. 
Von jetzt an beschränkten sich die Römer nur auf den Besitz 
des Rhein- und Donauufers. Aber auch das wollten die Deutschen 
nicht leiden und drangen unaufhörlich auf sie ein. Hierbei waren 
sie so glücklich, daß sie ihre Unterdrücker nicht nur gänzlich aus 
Deutschland trieben, sondern ein deutscher Fürst, Odoaker, sie 
sogar unterjochte und 476 ihr Reich einnahm. — Blutiger als 
all' die Kämpfe der Deutschen gegen Römer waren die, welche sie 
unter einander führten. Besonders waren es die Franken, welche 
sich unter ihrem König Chlodwig bald die Herrschaft über 
die übrigen deutschen Stämme anmaßten. Nach der Schlacht bei 
Zülpich (496), in welcher er die Alemannen besiegte, trat er 
zum Christenthum über und ließ sich mit 3000 seiner Krieger 
taufen. Nach einer Sage brachte auf des Gebet des Bischofs 
Remigius in der Kirche zu Rheims eine Taube das Salböl 
in einem Fläschchen herbei. Da Chlodwig sich zur römischen 
Kirche bekannte, erhielt er vom Papst den Namen des „aller¬ 
christlichen Königs". Aus dem erwähnten Salbölfläschchen aber, 
die „heil. Ampulla" genannt, wurden späterhin alle französischen 
Könige bis zur Revolution (1793) hin gesalbt, zu welcher Zeit es 
zerbrochen wurde, weil man keinen König mehr zu salben gedachte. 
Nach Chlodwigs Tode beherrschten seine Söhne das fränkische 
Reich, welches damals das heutige Frankreich, Deutschland, Holland, 
die Schweiz, einen Theil von Italien, Spanien und Ungarn um¬ 
faßte. Allein sie kümmerten sich nicht weiter um ihr Fürstenamt, 
als daß sie alljährlich einmal auf einem mit vier Ochsen be¬ 
spannten Wagen in die Volksversammlung fuhren, um ihre Ge¬ 
schenke zu holen. Die Negierung überließen sie ihren Hausmeiern, 
den Major Domus. Einer derselben war Pipin der Kleine. 
Dieser schickte zum Papst Zacharias und ließ ihn fragen, wer 
eigentlich König sein müsse, der, welcher nur den Namen trage, 
oder der, welcher das Amt führe. Zacharias antwortete: „Letzterer."
	        
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