krumme Säbel mit den Zähnen gefaßt, die Sporen eingepreßt — so ging's
in den See. Hurtig arbeiteten sich die Rosse durch die blauen Wogen;
jetzt war der vorderste am Lande und sprang vom Gaul und schüttelte
sich dreimal wie ein Pudel, der vom kühlen Bad kommt; mit schneidigem
Hurraruf zogen sie in der schweigenden Reichenau ein.
Wie in Stein gehauen saß Heribald und schaute unverzagt den selt¬
samen Gestalten entgegen. Nachdenken über vollendete menschliche Schön¬
heit hatte ihm noch keine schlaflose Nacht verursacht; aber was jetzt ans
ihn zukam, deuchte ihm so häßlich, daß er ein langgedehntes „Erbarme
dich unser, o Herr, nach deiner Barmherzigkeit Größe!" nicht zu unter¬
drücken vermochte. In den Sattel gebückt saßen .die fremden Gäste, aus
Tierfellen das Gewand, hager, dürr und klein die Gestalt, viereckig der
Schädel, das Haar steif und struppig herabhängend; gelb glänzte das
unfertige Gesicht, als wäre es mit Talg gesalbt; der Vordersten einer
hatte durch freiwilligen Einschnitt seinen aufgeworfenen Mund um ein
Erkleckliches nach den Ohren hin verlängert; verdächtig schauten sie aus
den kleinen, tiefliegenden Augen in die Welt hinaus. An Augsburgs
Wüllen und des Bischofs Gebet waren ihre vereinten Waffen zerstiebt;
jetzt durchzogen sie hordenweis das Land. Ein wildes Klingen, wie
Zimbelschlag und Geigenton, zog mit ihnen, es klang schrill und scharf
wie Essig; denn der Hunnen Ohr war groß, aber nicht feinfiihlig, und
zur Musika wurden nur die verwendet, die des Reiterdienstes untüchtig
waren. Hoch über dem Heerhaufen wallte die Fahne mit der grünen
Katze im roten Feld; bei ihr ritten etliche der Anführer, Ellaks und
Hornebogs hervorragende Gestalten.
Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuse wälzte sich jetzt der
Hunnenzug in den Klosterhof. Da ward's dem guten Heribald nimmer
ganz geheuer. Die Hunnen sattelten ab. Wie die Meute der Hunde am
Abend der Jagd des Augenblicks harrt, wo der ausgeweidete Hirsch ihnen
als Beute vorgeworfen wird, hier zerrt einer am haltenden Strick, dort
bellt ein anderer laut vor Ungeduld: so standen sie vor dem Kloster.
Jetzt gab der Führer das Zeichen, daß die Plünderung beginnen möge.
In wildem Ungestüm stürmten sie durcheinander, die Gänge entlang, die
Stufen hinan, in die Kirche hinein. Verworren Geschrei erscholl von
vermeintlichem Fund und getäuschter Hoffnung; die Zellen der Brüder
wurden durchsucht, nur spärlicher Haushalt war drinnen. „Zeig uns die
Schatzkammer!" sprachen sie zu Heribald. Der tat's gern; er wußte, daß
das Kostbarste geflüchtet war. Nur versilberte Leuchter und der große
Smaragd von Glasfluß waren noch vorhanden. „Schlecht Kloster!" rief
einer, „Bettelvolk!" und trat mit gewappnetem Fuß auf den unechten
Edelstein, daß ein mächtiger Sprung hineinklirrte. Den Heribald be¬
lohnten sie mit Faustschlägen, daß er betrübt hinwegschlich. Einer hieß
aus dem Keller die Fässer hinaufschleppen; aber besorgt trat Heribald
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