Object: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1)

krumme Säbel mit den Zähnen gefaßt, die Sporen eingepreßt — so ging's 
in den See. Hurtig arbeiteten sich die Rosse durch die blauen Wogen; 
jetzt war der vorderste am Lande und sprang vom Gaul und schüttelte 
sich dreimal wie ein Pudel, der vom kühlen Bad kommt; mit schneidigem 
Hurraruf zogen sie in der schweigenden Reichenau ein. 
Wie in Stein gehauen saß Heribald und schaute unverzagt den selt¬ 
samen Gestalten entgegen. Nachdenken über vollendete menschliche Schön¬ 
heit hatte ihm noch keine schlaflose Nacht verursacht; aber was jetzt ans 
ihn zukam, deuchte ihm so häßlich, daß er ein langgedehntes „Erbarme 
dich unser, o Herr, nach deiner Barmherzigkeit Größe!" nicht zu unter¬ 
drücken vermochte. In den Sattel gebückt saßen .die fremden Gäste, aus 
Tierfellen das Gewand, hager, dürr und klein die Gestalt, viereckig der 
Schädel, das Haar steif und struppig herabhängend; gelb glänzte das 
unfertige Gesicht, als wäre es mit Talg gesalbt; der Vordersten einer 
hatte durch freiwilligen Einschnitt seinen aufgeworfenen Mund um ein 
Erkleckliches nach den Ohren hin verlängert; verdächtig schauten sie aus 
den kleinen, tiefliegenden Augen in die Welt hinaus. An Augsburgs 
Wüllen und des Bischofs Gebet waren ihre vereinten Waffen zerstiebt; 
jetzt durchzogen sie hordenweis das Land. Ein wildes Klingen, wie 
Zimbelschlag und Geigenton, zog mit ihnen, es klang schrill und scharf 
wie Essig; denn der Hunnen Ohr war groß, aber nicht feinfiihlig, und 
zur Musika wurden nur die verwendet, die des Reiterdienstes untüchtig 
waren. Hoch über dem Heerhaufen wallte die Fahne mit der grünen 
Katze im roten Feld; bei ihr ritten etliche der Anführer, Ellaks und 
Hornebogs hervorragende Gestalten. 
Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuse wälzte sich jetzt der 
Hunnenzug in den Klosterhof. Da ward's dem guten Heribald nimmer 
ganz geheuer. Die Hunnen sattelten ab. Wie die Meute der Hunde am 
Abend der Jagd des Augenblicks harrt, wo der ausgeweidete Hirsch ihnen 
als Beute vorgeworfen wird, hier zerrt einer am haltenden Strick, dort 
bellt ein anderer laut vor Ungeduld: so standen sie vor dem Kloster. 
Jetzt gab der Führer das Zeichen, daß die Plünderung beginnen möge. 
In wildem Ungestüm stürmten sie durcheinander, die Gänge entlang, die 
Stufen hinan, in die Kirche hinein. Verworren Geschrei erscholl von 
vermeintlichem Fund und getäuschter Hoffnung; die Zellen der Brüder 
wurden durchsucht, nur spärlicher Haushalt war drinnen. „Zeig uns die 
Schatzkammer!" sprachen sie zu Heribald. Der tat's gern; er wußte, daß 
das Kostbarste geflüchtet war. Nur versilberte Leuchter und der große 
Smaragd von Glasfluß waren noch vorhanden. „Schlecht Kloster!" rief 
einer, „Bettelvolk!" und trat mit gewappnetem Fuß auf den unechten 
Edelstein, daß ein mächtiger Sprung hineinklirrte. Den Heribald be¬ 
lohnten sie mit Faustschlägen, daß er betrübt hinwegschlich. Einer hieß 
aus dem Keller die Fässer hinaufschleppen; aber besorgt trat Heribald 
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