Full text: Die deutsche Geschichte

Deutsche Urzustände. 
§. 1. Des deutschen Landes Grenzen und Natur. 
Aas Land der Deutschen zu jener Zeit, wo sie zuerst in die 
Geschichte eintreten, war nach Osten, Westen und Norden, nicht aber • 
nach Süden hin, weiter ausgedehnt, als jetzt unser Vaterland. Im 
Osten ging es bis über die Weichsel hinaus, im Westen reichte es 
bis an die Straße von Calais, die Ardennen und Vogesen, im Norden * 
über die schleswig-jütische Halbinsel, die Inseln der Nord- und Ostsee 
und die südlichen Gegenden Skandinaviens. Im Süden begrenzte die 
Donau, jenseits welcher gallische Stämme, wie die Bojer und Helvetier, 
hausten. Damals war Deutschland so weit die deutsche Zunge klang, 
und kein deutsches Volk gehorchte einem Fremden. Der meisten deutschen 
Völker Wanderungstrieb ließ keine feste Grenze zu. 
Viel Sumpf und Wald bedeckte den Boden. Die Römer nennen 
den hercynischen Wald als des inneren Deutschlands Hauptgcbirge, 
das sich von den Alpen auf 60 Tagereisen in die Länge und 9 in die 
Breite erstrecke; wir finden in dieser Benennung nur die allgemeine 
Bezeichnung der schroffen Hardgebirge, welche im eigentlichen Harz ihren 
Höhepunkt finden, weshalb der Brocken füs den höchsten Berg Deutsch¬ 
lands galt. Sie bewunderten die gewaltigen Eichen, Buchen und Tannen 
dieser Urwälder, und die ungeheuern Rettige, welche hier wild wuchsen. 
Bessere Obstarten gestattete das rauhe Klima nicht. Hafer, Gerste und 
Roggen wurden gebaut, Weizen wohl spärlich. Der Flachsbau wurde 
eifrig getrieben. Grasreiche Weiden nährten zahlreiches Rindvieh von 
kleiner, aber kräftiger Art, Schaafe und Ziegen. Wilde Pferde, Auer¬ 
ochsen, Elenthiere, Hirsche und Rehe, Wölfe und Bären, allerlei wildes 
Geflügel, waren in Menge vorhanden. Gold und Silber fand sich 
selten, dagegen Eisen und Salz zur Genüge, auch Bernstein, den sie 
Glas nannten. 
§. 2 Des deutschen Volkes Art. 
Es war ein Urvolk, unvermischt, kernhaft, kräftigen Leibes und 
Geistes. Des Deutschen hoher Wuchs, breite Brust, blaues Auge, 
starkes, gelblich blondes Haar, stolze Haltung setzte den Römer in Er¬ 
staunen. Seinen Namen leitete er von einem Stammvater Teut, Deut 
(Tuisko) ab; er nannte sich einen Deutschen. Den Fremden gegen¬ 
über nannte ersieh Germane d. h. Wehr-, Kriegsmann, daher benen¬ 
nen sie sein Stammland Germanien. Denn-Wehrhaftigkeit warseine 
Bender: deutsche Geschichte. 1 
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