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Herbst hindurch, während bei uns die rauhen Winde auch das letzte
Blättchen vom Baume reißen, ja bis in den Dezember hinein, herrscht
mildes Wetter/ Und wenn dann endlich der Winter seine Herrschaft an-
tritt, so begnügt er sich meist damit, im Januar trübes Wetter und Regeu
zu schicken. Im Februar ist seine Herrschaft bereits wieder zn Ende.
Infolge dieses herrlichen Klimas blühen Rosen, Veilchen und Kamelien
zu jeder Jahreszeit im Freieu. Anfang Februar öffnen sich bereits die
Knospen der Pfirsichbäume und der Mandelbäume, uud zu Anfang März,
kann nian schon im Freien Erdbeeren pflücken. Alle die herrlichen Früchte,
die wir mit dem Namen Südfrüchte bezeichnen, bietet hier die Natur in
verschwenderischer Fülle. Lieblich schimmern in den Gärten zwischen den
grünen Blättern der Bäumchen hindurch die gelben Citronen, uud nicht
weit davon wachsen wohlschmeckende Feigen. Steigen wir vom Meere
aus weiter nach den Bergen hinan, so treffen wir Olivenbäume und
Edelkastanien. Oleandersträucher werden hier baumstark. Auch an Palmen
fehlt es in diesem wunderbaren Küstenstriche nicht. Manche erreichen
hier schon eine Höhe von 25 m. — In der Riviera liegen viele Orte,
in denen Kranke Heilung suchen. Am bekanntesten ist das Städtchen
San Remo, wo Kaiser Friedrich III. Linderung seiues Leidens suchte,
aber zum Schmerze aller guten Deutschen nicht gefunden hat.
Zur sachlichen Besprechung.
Woher kommt es, daß gerade in der Riviera sich ein so Herr-
liches Pflanzenleben entwickelt? (Die hohen Berge versperren den
rauhen Nordwinden den Eingang. — Das Meer mildert die lästige,
versengende Hitze, die die Südwinde aus den Wüsten Afrikas her-
übertragen.)
o. Die c am panische Ebene. Hier lacht ein ewiger Frühling.
Monatelang ist der Himmel so rein und blau, wie bei uns nur an den
schönsten Frühlingstagen. Daher giebt es hier immergrüne Wiesen und
weite Flächen, auf denen herrlicher Weizen uud prächtiger Mais gedeiht.
Hier rauschen breitblättrige Feigen- und dunkelgrüne (Zitronenbäume^
Hier gedeihen Lorbeerbäume, Granatäpfel, Johannisbrot und fenriger
Wein. Niemals schneit es hier. Ja, im Febrnar kann man in Neapel,
die Landleute, die herein in die Stadt kommen, um ihre Waren zu ver-
kaufen, auf den Gasfen liegen und ihren Mittagsschlaf halten sehen.
2. Italien besitzt herrlich gelegene Städte mit prächtigen
Bauwerken und einem eigenartigen Volksleben. Zu diesen
Städten gehören:
A. Die Stadt Mailand. Sie liegt, wie die Karte lehrt, in der
Potiefebene zwischen Tessin und Adda und ist mit beiden Flüssen durch
Kanäle verbunden. Rings um die alte Stadt breitet sich die fruchtbare
Ebene aus, und im Norden grüßen die schneeglänzenden Gipfel der
Alpen. Der größte Schmuck der Stadt ist aber der herrliche Dom. Er
gehört zu den großartigsten Bauwerken der Welt. Schon die Außen¬